Des guten Kerls Freierey

Einstens, da ich Lust bekam,
Mir zu freien eine Dam,
Und sie freundlich fragte,
Ob ich ihr auch wohl gefiel;
Wahrlich nicht besonder viel!
Sie gar spöttisch sagte.
Ich sprach wieder: Bin ich nicht
Ein gut Kerle, gebt Bericht.
Drauf fragt sie mich wieder:
Was dann ein gut Kerle wär?
Ich sprach: Sezt euch unbeschwert
Etwas zu mir nieder.
Für das Erst so bin ich recht,
Und von ehrlichem Geschlecht,
Hab auch aller Orten
Mich geübt von Jugend auf,
Nach der Welt Gebrauch und Lauf,
Daß ich groß bin worden.
Habe auch nicht viel studiert,
Bin nicht schön von Leib geziert,
Auch nicht reich von Gelde;
Dennoch bin ich auch nicht dumm,
Blind, lahm, sprachlos oder krumm,
Sondern frisch zu Felde.
Zu der Kaufmannschaft und auch
Zu dem Handwerk ich nicht taug,
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Sondern mich ernähre
Mit dem Degen und Pistol,
Und von meinen Feinden hol
Ich, was ich begehre.
Ich hör gern der Armen Bitt,
Hab ich was, so theil ich mit;
Ich spendir die Heller
Auf ein gut Pferd und Gewehr,
Schenkt mir Gott noch Etwas mehr,
Schick ichs nach dem Keller.
Auch lieb ich der Musik Klang,
Stimm gern ein in den Gesang
Wackerer Gesellen;
Ich verderb kein gut Gelag,
Bei der Burst mich lustig mach,
Pfleg mich frisch zu stellen.
Esse gern was Gutes auch,
Immer hab ich den Gebrauch,
Ein gut Kleid zu tragen.
Ich bin fromm, so lang ich kann,
Wo nicht, pfleg ich mich alsdann
Frisch herum zu schlagen.
Jedem laß ich seine Ehr,
Liebe junge Mädchen sehr,
Thu mich auch befleißen,
Weil ich nicht bin schön und fein,
Daß ich doch möcht freundlich seyn,
Dienste zu erweisen.
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Werbe auch um ihre Gunst,
Seh ich, daß es ist umsonst,
Ich darum nicht zürne;
Ist die Jungfer stolz von Sinn,
Laß ich sie, und mach mich hin,
Zu der Baurendirne.
Weil ich, wie dafür ich halt,
Nicht zu jung bin, noch zu alt,
Will ich mich umschauen,
Daß ich nicht allein mehr schlaf,
Sondern mir zum Weib verschaff
Eine schön Jungfraue.
So ein gut Kerl bin ich nun,
Bitt, wollt mir zu wissen thun,
Wie ich euch gefalle;
Sonst sollt ihr versichert seyn,
Ich will lieben euch allein
Für das andre alle.
Wollt ihr nun, so ist es klar,
Und wir werden bald ein Paar.
Drauf spricht sie gar sachte:
Ihr mögt mir nach allem Schein
Gar ein guter Kerle seyn;
Schmunzelt drauf und lachte.
Als die Antwort ich bekam,
Ich sie in die Arme nahm,
Küßt sie eins und fragte:
Was der Abschied endlich wär.
Komme morgen wieder her,
Sie gar freundlich sagte.
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Ich schwör so wahr, als ich bin,
Ein gut Kerl und geb euch hin
Meine beiden Hände;
Daß wie ein gut Kerle ich
Euch will ganz beständiglich
Lieben bis ans Ende.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Des guten Kerls Freierey. Des guten Kerls Freierey. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0AD4-C