In der wüsten Heide

Allhier in dieser wüsten Haid
Wohnt keine Seele weit und breit,
Die wilden Thier allein,
Die seh ich selbst Mitleiden tragen,
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Die Vögel traurig seyn,
Und mich mit schwacher Stimm beklagen;
Die kalten Brunnen stärker fließen,
Viel Thränen gleichfalls zu vergießen.
Nein, Wälder, Wiesen, Feld und Thal,
Hör ich beklagen meinen Fall,
Sie fühlen meine Pein;
Die Schafe wollen nicht mehr weiden,
Du Delia allein,
Wirst nicht bewegt durch meine Leiden,
Du Wonn und Zier der Schäferinnen,
Du strenge Fürstin meiner Sinnen.
Und laß ich diese grüne Welt,
Ist meine Treu doch fest gestellt,
Die Liebe mein zu dir,
Hab ich an manchen Baum geschnitten,
Da liest man für und für,
Was ich für Angst und Pein erlitten;
So lang Arkadia wird stehen,
Soll auch mein Name nicht vergehen.
Es tritt Diana selber hin,
Mein Grab zu machen in dem Grün,
Die Göttin Flora geht,
Sich nach Violen umzuschauen,
Mein Leichstein ist erhöht,
Darein die Nimphen werden hauen:
»Hier hat den Geist dahin gegeben,
Den seine Liebste bracht ums Leben.«
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. In der wüsten Heide. In der wüsten Heide. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0C2E-E