4. Die drei Blicke.

Ein frommer Mann wurde einst gefragt: woher es komme, daß er, trotz allen Drangsalen des Lebens, doch solchen Gleichmuth in sich bewahren könne. Der antwortete: »das kommt daher, daß ich meine Augen wohl [50] in Acht nehme; denn alles Böse kommt durch die Sinne zum Herzen, aber auch das Gute.« Auf die weitere Frage, wie er das mache, sagte er: »Jeden Morgen, ehe ich an die Geschäfte und unter die Menschen gehe, richte ich meine Augen bedachtsam auf drei Dinge: erstens hebe ich sie gen Himmel, und erinnere mich, daß mein Hauptgeschäft und das Ziel meines Lebens und Strebens dort oben sei. Zweitens senk' ich sie zur Erde, und bedenke, wie wenig Raum ich bedarf, um einst meist Grab darin zu finden. Drittens endlich schau ich um mich, und betrachte die Menge derer, denen es noch schlimmer ergeht, als mir. Auf diese Art getröste ich mich alles Leides, und lebe mit Welt und Menschen zufrieden in Gott.«

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Aurbacher, Ludwig. Märchen und Sagen. Ein Volksbüchlein. Zweiter Theil. 2. Allerlei erbauliche und ergötzliche Historien. 4. Die drei Blicke. 4. Die drei Blicke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-145B-D