XIII. Rückkehr.

Es waren indessen die bestimmten Ferien-Tage beinahe verflossen. Den Vater riefen Geschäfte nach Hause zurück, und auch die Kinder sollten dem Haus- und Schulleben nicht länger entzogen werden. Man beschloß daher, die Rückkehr so bald anzutreten, als die Witterung sich günstig zeigen würde. Die Großeltern wollten nämlich, mit den beiden andern Frauen, noch einen Ausflug nach Innsbruck machen, und durch das Achenthal wieder zurückkehren; indessen der Vater mit dem Onkel und den vier Kindern überWalchensee durch die Jachenau, eine Fußpartie zu machen gedachte. In Tegernsee wollten sie alle wieder zusammen treffen, und dann, nach einem Aufenthalt von ein paar Tagen, gemeinschaftlich ihre Rückkehr nach der Heimath antreten. – An einem Morgen, der eine Reihe von schönen Tagen zu versprechen schien, [312] fuhren sie alle zusammen nachMittenwald, wo sie sich sodann trennten. Die Caravane zu Fuß begab sich desselben Tags nicht weiter, als bis Walchensee. Sie ergötzten sich des Nachmittags mit einer Fahrt auf dem See, dessen ewig düstere Gestalt wundersam abstach mit dem heitern Himmel, der über ihnen erglänzte. Des andern Tags, der sich ebenfalls freundlich anließ, wanderten sie durch das liebliche Alpenthal, die Jachenau. In einer schmalen, aber üppig wuchernden Niederung, die beiderseits von waldbewachsenen Bergen beherrscht und befruchtet wird, liegen die Häuser und Höfe und Fluren meist abgesondert und eingefriedet in kleinen Entfernungen. Man glaubt sich in eine Gegend versetzt, wo die ursprünglich patriarchalische Art und Sitte noch vorherrschend sey, und auch die Menschen und ihre Wohnungen tragen an sich die Spuren jener altväterlichen Einfalt, Kräftigkeit und Tüchtigkeit. – Unsere Wanderer langten noch denselben Tag in Tölz an. Die Männer bemerkten mit großem Wohlgefallen, daß die Kinder so tapfer aushielten. Man kann und soll der Jugend schon viel zutrauen; nur muß freilich immer und überall das ermunternde und erkräftigende Beispiel des Alters voran treten. Der Onkel fragte den Fritz, als er ihn zuletzt doch mit etwas trägem, unsicherm Schritt einhergehen [313] sah, ob er müde sey. »Müd' bin ich just nicht, antwortete der Knabe; aber die Füße thun mir weh.« Es zeigte sich auch im Nachtquartier, daß ihm die Ruhe nöthiger sey, als die Speise. – Am folgenden Tage hatte man nur einen Spaziergang vor sich bis nach Tegernsee, wo denn auch, an demselben Tage, die andern von Innsbruck her eintrafen. Man verlebte noch in der reizenden Umgegend ein Paar angenehme Tage zusammen, und fuhr dann nach München zu rück.

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TextGrid Repository (2011). Aurbacher, Ludwig. Märchen und Sagen. Büchlein für die Jugend. 13. Rückkehr. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-14AD-4