[92] 104. Verhexter Mund.

Vor etwa zwanzig Jahren lebte in Schmieheim eine alte Frau, die allgemein im Rufe der Hexerei stand. Derselben schickten eines Tags ihre Nachbarsleute, die sie fürchteten, durch ihr achtjähriges Kind einen Teller voll Aernteküchlein. Zum Danke schenkte sie dem Kinde etwas Salbe und sprach: »Bestreiche damit heute Abend vor Schlafengehen deinen Mund, so wirst du recht hübsch werden; sage aber ja niemand etwas davon!« Das Kind machte es so, und sieh! am nächsten Morgen stand der Mund ihm senkrecht, statt quer, im Gesichte. Nachdem der Arzt vergebens gebraucht worden, wandten sich des Kindes Eltern an den Scharfrichter. Dieser rieth ihnen, von der Hexe Salz zu leihen, es auf dem Herde über das Feuer zu stellen und tüchtig durchzupeitschen, vorher aber Thüren, Fenster und alle andere Oeffnungen der Küche sorgfältig zu schließen. Sie thaten dies alles, da kam das Weib an die verschlossene Küchenthüre und rief: »Hört doch auf zu peitschen; ich will gerne euer Kind wieder schön machen!« Alsbald war auch dessen Mund wieder wagrecht. Wegen der Schwielen auf dem Rücken, welche die Hexe durch das Peitschen bekommen, mußte sie einige Tage das Bett hüten.

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TextGrid Repository (2011). Baader, Bernhard. Sagen. Volkssagen aus dem Lande Baden und den angrenzenden Gegenden. 104. Verhexter Mund. 104. Verhexter Mund. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-176D-B