[18] Fremdlandischer Duft.

Enthaucht im Herbsttag mir, der müd sein Aug' geschlossen,
Dein Busen warmen Duft, so fühl ich mich entrafft
Zu seligem Gestad, beglückt und märchenhaft,
Von ewgem Sonnenglanz einförmig übergossen.
Ein träges Eiland, wo, dem üppgen Grund entsprossen,
Manch seltner Baum erblüht und Früchte, reich an Saft,
Und Männer, deren Wuchs schlank und voll sehnger Kraft,
Und Frauen, deren Blick von stolzem Glanz umflossen.
Geführt durch deinen Hauch zu schönrer Himmel Glut,
Schau einen Hafen ich, wo Mast und Segel ruht,
Noch müde vom Gewog der Meereswelle bebend.
Indes der Duft, der von den Tamarinden schwelt
Und in die Nüster dringt, die Lüfte rings belebend,
In meiner Brust sich mit der Schiffer Sang vermählt.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Baudelaire, Charles. Fremdlandischer Duft. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1FA1-F