[413] Zwei Graunzer – Widmungen

1. An Frau Malgonia Stern
(mit einem in Brokat gebundenen Exemplare).

Der Herr vom Kiebitzhof ist ein bescheidener Grande;
Man sieht ihn meist im schlichtesten Gewande;
Das macht: er giebt nicht viel auf äußerlichen Staat.
Doch giebt es Fälle, seltene, muß ich sagen,
Da weiß sich Krazi wie ein Lord zu tragen,
Thut an ein Mäntelchen von goldenem Brokat.
So hier zu Ehrn
Der Frau Malgonia Stern.

2. An Fräulein Rosa Stiegler
(zu Weihnachten 1899, das ihr letztes Christfest sein sollte.)

Oh holde Rosalinde,
Nimm dieses Angebinde
Vom alten Graunzer hin;
Einst ist er jung gewesen
Und glücklich, wies zu lesen
In diesem Buche drin.
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Jetzt ist das anders worden;
Bald ist im grauen Orden
Er weiser Senior;
Beim Teufel ist das Lieben,
Und nichts ist ihm geblieben,
Als grimmiger Humor.
Das ist nun so auf Erden:
Die jüngsten Esel werden
Am Ende einmal alt,
Und auch die höchsten Flammen
Sinken einmal zusammen;
Die Asche, die ist kalt.
Oh holde Rosalinde,
Nimm dieses Angebinde
Auf altem Schöpfpapier!
Es ist ein Ding zum Lachen,
Und all die dummen Sachen,
Die drin stehn, sind von mir.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Zwei Graunzer - Widmungen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2F3C-9