Von Rosen und weisen Männern

(An Hugo Salus.)


Leute giebt's, mit langen grauen Bärten,
Dicke Brillen auf den breiten Nasen;
Feierlich, mit ungemeiner Würde,
Klagen sie, die Erde sei vom Uebel.
Glaube nicht sothanen Klagemännern!
Allerdings, nicht immer blühen Rosen,
Und zuweilen stechen dich die Dornen.
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Aber, und dies Aber sei gepriesen,
Wo ein Dorn dich sticht, da darfst du hoffen:
Bald schwebt eine Rose hier im Winde.
Eine Rose, hundert, tausend Rosen,
Und die harten Dornen sind vergessen:
Kleine Mädchen tanzen um die Büsche,
Ihre Seelen wissen nichts von Dornen.
Dumm sind diese lieben kleinen Mädchen,
Und du Griesebart bist viel gescheidter;
Tief muß meinen Hut ich vor dir ziehen,
Denn du bist in Dornen sehr beschlagen.
Aber wenn im Wind die Rosen schweben
Und im Tanz die lieben kleinen Mädchen,
Dann, mein sehr gescheidter Mann im Barte,
Drücke dich, geh, mach dich in die Büsche.
Denn, verzeihe: Wenn die Rosen blühen
Und die lieben kleinen Mädchen tanzen,
Ist die Dornenweisheit überflüssig.
Wenigstens für uns. Du selber kannst ja
Eine Dissertation im Busche
Oder meinetwegen zweie schreiben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Gedichte. Irrgarten der Liebe. Gedichte. Betrachtende. Von Rosen und weisen Männern. Von Rosen und weisen Männern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-32A6-2