Wetterregeln des Bunten Vogels

(Meinem Vater und meiner Mutter.)

Januar

An Fabian und Sebastian
Geh in den Keller, dreh auf den Hahn.

Februar

Wenn es um Lichtmeß stürmt und tobt,
Sei Grogk und Punsch gleich hochgelobt.

März

Gute Dinge sind Märzen-Ferkel und Märzen-Fohlen,
Aber die meisten Märzlieder soll der Kuckuck holen.

April

So lange die Dichter schweigen vor Georgi und Markustag
So lange dichten sie hernach.

[454] Mai

Warmer Mai:
Viel Stroh und Heu;
Ein paar Gedichte sind auch dabei.

Juni

Das erste Wetter brüllt,
Die erste Rose lacht,
Nun, bitt ich, Menschenkind,
Ein klar Gesicht gemacht!

Juli

Magdalene, Margarethe
Weinen gern allebeede.
Brauchst dir nichts daraus zu machen;
Andre Mädel giebts, die lachen.

August

Kräht der Dichter auf dem Mist,
Nennt er sich feierlich Naturalist,
Aber das Wetter bleibt doch, wies ist.

September

An Mariä Geburt
Fliegen die ersten Schwalben furt,
Aber am Geburtstag der lieben Frau
Werden auch die ersten Trauben blau.
[455]

Oktober

Nach dem Tag Sankt Gall
Bleib die Kuh im Stall,
Nach dem Tag Lukas
Bleib der Mann am Faß.

November

Sankt Martin:
Feuer im Kamin;
Nun singe mit Luthern:
Laß fahren dahin!

Dezember

Eis hängt an den Weiden,
So ists an der Zeit.
Hat sichs ausgeschneit,
Wirst du Palmen schneiden.

Notizen
Erstdruck in: »Der bunte Vogel«, Berlin/ Leipzig (Schuster & Loeffler) 1897 bzw. 1899.
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Zitationsvorschlag für diese Edition
TextGrid Repository (2011). Bierbaum, Otto Julius. Wetterregeln des Bunten Vogels. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3451-0