Lob des Schwein's
Du nützlich Thier, das man mit Eckel nennet,
Und doch so gierig ißt,
Mein Lied soll nun die Welt, die dich verkennet,
Belehren, was du bist.
Wenn dich der Mensch, weil du im Koth und Schlamme
Herumwühlst, garstig nennt:
So frag' ihn: ob er denn von seinem Stamme
Den Urstoff nicht mehr kennt?
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Dir dankt (weiß man das Sprichwort recht zu deuten)
D'rum hüllte sich die Weisheit aller Zeiten
Stets in dein Leder ein.
Das Menschenvolk verachtet dich vergebens;
Der weise Epikur
Verspricht uns ja das höchste Glück des Lebens,
Der stolze Mensch in seinem Hoheitstraume
Vergaß schon ganz und gar
Der Eichelkost, die unter einem Baume
Dein und sein Futter war.
Ja, die Gemeinschaft wäre ganz verschwunden,
Die dich zu uns gesellt,
Hätt' nicht ein grosser Heil'ger mit fünf Wunden
Sie wieder hergestellt.
Und hält dich gleich das Volk, das durch sein Stinken
Berühmt ist, nicht für rein,
So weiht man doch um Ostern deine Schinken
Für Christenmägen ein.
Und sind gleich deine groben Borsten nimmer
Von Schmutz und Koth befreit,
So danken wir doch diesen Borsten immer
All' uns're Reinlichkeit.
Dein köstlich Fleisch nimmt ohne viel Beschwerde
Beim schlecht'sten Futter zu:
Der Mensch verschlingt den Fünftelsaft der Erde:
Und nützt er so, wie du?
Sogar dein Speck kann uns in manchem Stücke
Von grossem Nutzen sein:
O würde doch so mancher, der vom Glücke
Sich mästen läßt – ein Schwein!