Am sechzehnten Sonntage nach Pfingsten

Luk. 14, 1


Bei dem Haupt der Pharisäer
Ging der Herr zum Sabbatsmahl,
Und rings lauerten die Späher
Auf sein Tun in großer Zahl.
Einen wassersuchtbeschwerten
Mann sie vor ihm wandeln sahn;
Da sprach er die Schriftgelehrten
Und die Pharisäer an:
»Saget mir, ist auch zu heilen
An dem Sabbat wohl erlaubt?«
Keiner sprach – und ohn' Verweilen
Heilet er den Mann, der glaubt.
»Wer steigt nicht zum Brunnen nieder,
Fiel ein Haustier ihm hinab,
Rettet's nicht am Sabbat wieder?«
Fragt er; keiner Antwort gab.
Es hat Jesus bei dem Feste
Hier ein Gleichnis auch erzählt
Zum Gehöre mancher Gäste,
Die den obern Platz erwählt.
Nie beim Fest den Vorsitz nehme,
Daß nicht, kömmt ein Größrer jetzt,
Dich der Wirt vor ihm beschäme,
Sprechend: »Weiche, sitz zuletzt!«
Setz dich unten an und höre:
»Rücke Freund hinauf!« vom Wirt.
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Was vor allen dir mehr Ehre
Als der Vorsitz geben wird.
Denn die jetzt sich selbst erhöhen
Werden einst erniedriget;
Den wird man erhöhet sehen,
Der sich selbst demütiget.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Brentano, Clemens. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Am sechzehnten Sonntage nach Pfingsten. Am sechzehnten Sonntage nach Pfingsten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-40A7-F