[440] Der Winter

Dictum à 2.

Sir. XLIII, 19. 21. 22.

Wie die Vögel fliegen; so wenden sich die Winde, und wehen den Schnee durch einander, daß er sich zu Haufen wirft. Er schüttet den Reifen auf die Erde, wie Saltz, und wenn es gefreuret; so werden Eis-Zacken. Und wann der kalte Nord-Wind wehet; so wird das Wasser zu Eis.


Den Wiesen war bereits der grüne Schmuck geraubet;
Es hatte schon der Nord so Kraut als Baum entlaubet;
Die kalte Luft ward schwartz; die starren Felder weiß;
Ein recht ergrimmter Frost, ein fast versteinernd Eis,
Verhärtete das Land, und fesselte die Fluthen;
Der Bäume Menge glich gebund'nen grossen Ruthen,
Wodurch die Luft gestäupt, der Welt gedrohet ward.
Der rauhe Dorn-Strauch ließ, wie scharfe Klauen,
Die spitze Schaar der starren Stacheln schauen.
Es schien selbst die Natur erfroren und erstarrt,
Als ich mit mehrem Fleiß, wie sonst von mir geschehen,
Des Winters Last und Lust aufmercksam anzusehen,
Mich auf das Land begab; denn auch die Winters-Zeit
Mit Andacht zu beschaun, ist unsre Schuldigkeit.
Tyrsander eilte mit, da denn die Freude,
Die der so schöne Glantz der weissen Augen-Weide
In unsrer Brust erregte,
[441]
Uns, Frost und Schnee mit Andacht zu besehn,
Und alle Dinge Herrn und Schöpfer zu erhöhn,
Zu folgenden Betrachtungen bewegte:

Aria.

Auch der Winter bringt Vergnügen;
Auch der Frost hat seine Lust.
Denen nur, die nichts betrachten,
Und auf Gottes Werck nicht achten,
Bleibt solch' Anmuth unbewust.
Auch der Winter bringt Vergnügen;
Auch der Frost hat seine Lust.
Itzt sieht man, wie der Frost mit Feld und Wald gehandelt,
Es scheint der Erden Bau, als wär' er gantz verwandelt;
Man kennet keine Bahn; der schönsten Gärten Pracht
Verschwindet und versinckt in eine weisse Nacht.
Man sieht hier dort nur ungewisse Spuren
Von Beten, Steig' und Weg. Die zierlichen Figuren
Des Burbaums sind dahin, nur steckt oft dort, oft hier,
Aus Silber-weissem Grund, ein grüner Zweig herfür.
Der Tarus nur allein,
Der Farb' und Form behält, bleibt, obs gleich friert und stürmet,
In unverändertem Smaragden-gleichen Schein,
Den Pyramiden gleich, siegprangend aufgethürmet.
Ihn zieret gar der Frost, er scheint, wenn er beschneit,
Mit Silber ausgeschmückt, mit Zucker überstreut.
[442] Accomp.

Ein Schnee-Gestöber stürtzt itzt oft aus dichten Lüften,
Und decket Berg und Thal mit hart-gefrornen Düften.
Der Schnee fällt oftermahls so dicht,
Daß er den ohnedas schon schwachen Rest vom Licht
Noch hemmet, schwärtzt und schwächt. Es scheint der Flocken Heer,
Als wenn es unzertheilt ein dicker Nebel wär'.
Bald gleicht der kleine Schnee, mit Hagel untermengt,
Wann ihn der wilde Nord mit strengem Blasen drengt,
Und Strich-weis' auf uns treibt, geschärften langen Spiessen.
Die Wocken scheinen uns mit Pfeilen zu beschiessen:
Doch ist es würcklich nur ein Schein,
Indem sie uns nicht schäd- nicht tödlich seyn.
Aria.

Dem Gott, der alles liebet,
Und der Natur gebeut,
Der Schnee, wie Wolle, giebet,
Der Reif, als Asche, streut,
Der Schlossen wirft, wie Bissen,
Für dessen Frost und Eis
Wir alle zittern müssen,
Dem sey Lob, Ehr' und Preis!
Lässt Eurus Schnauben nun zuweilen etwas nach;
So schweb't, den Federn gleich, und sinckt nur allgemach
Der luckern Flocken Heer.
Dieß sanfte Sincken ist vergnüglich, lustig, schön,
Wenn wir auf ihren Fall recht Achtung geben,
[443]
Und nicht ohn' Anmuth, anzusehn.
Es scheint die gantze Luft zu leben,
Es scheinen lichte Theil' herab zu schweben,
Und durch einander her zu gehn.
Ja öfters schien so gar, als ob, von Flocken schwer,
Die, da sie fallen, schimmernd blincken,
Der Luft-Kreis selber, sanft herab zu sincken,
In emsiger Bewegung war'.
Wenn ich von unten auf, den regen Schnee
Herabwärts, recht wie Federn, fallen seh;
Bewundr' ich, sein weisser Schein,
So lang' er über uns, scheint schwarz zu seyn:
Da doch, so bald er auf der Erden,
Nichts weissers kann gefunden werden.
Allein,
Des Himmels heller Glantz und noch viel weissers Licht
Giebt von der Ursach' Unterricht,
Daß, gegen seinen Glantz, der schönsten Cörper Pracht
Nur Schatten, Finsterniß und Nacht.
Aria.

Die irdische Schönheit, der Cörper Vollkommenheit,
Sind herrlich, doch gegen das Himmlische nichts,
Sind schwartz, in Vergleichung des ewigen Lichts,
Sind dunckel nur, gegen der Seeligen Herrlichkeit.
Da Capo.

Itzt schwärmt das luckre Heer der Flocken hin und wieder;
Steigt spielend in die Höh; fällt schertzend wieder nieder,
Weil noch die Stille währt.
[444]
Bald kömmt, mit frischer Muth,
Ein Schnee-Stab unversehns, wie eine weisse Fluth,
Vom Boreas gejagt, von neuem zugeschossen;
Da kämpfet Sturm mit Sturm, da streiten Schnee und Schlossen.
Man kann, wie wunderlich die wilden Winde wehn,
Recht eigentlich im Schnee und mit den Augen sehn.
Man endlich nun die Lust von Duft und Flocken leer,
Die Wolcken sich zertheilt, der Winde stürmisch Heer
Ermüdet ausgeras't, der Sonnen helle Strahlen,
Durchs ausgeklär'te Blau die Erde zu bemahlen,
Auf einmal sich vereint; dann gläntzt die weisse Welt,
Und scheint fast, wie der Mond. Es deckt das flache Feld
Ein Licht, das mit dem Schnee scheint aus der Luft gefallen.
Der Schnee gläntzt, weil er weiß und rein.
Laß, Seele, dieses dir zur Folge dienen!
Verlangest du dereinst der ew'gen Klarheit Schein;
So mußt du weiß, wie Hermelinen,
Und rein vom Ruß der Laster seyn.
Des Wassers Fläche blitzt, wie schimmernde Krystallen,
Und wie ein Spiegel-Glas; der Ruthen-gleiche Wald
Versilbert die der Welt sonst drohende Gestalt.
Es scheint, daß die Natur, mit neuer Lust erfüllet,
Statt ihres grünen Sammts, in Silber-Moor sich hüllet,
Mit Unschulds-Glantz sich schmückt. Des Reifen zartes Eis
Zeugt ein verwirrt Gespinnst, ein ungewisses Weiß
Auf Hecken, Busch und Baum.
Staat daß der Lüfte Schaum,
[445]
Der dichte Schnee, das welcke Gras verstecket,
Wird durch den zarten Reif jedwedes Gras entdecket:
Auch auf den allerdünnsten Zweigen
Sieht man ein schimmernd Mooß im rauhen Schmuck sich zeigen.
Aria.

Starrer Dornen verwilderte Hecken
Scheinen itzo verzuckert und weiß;
Alle Wipfel der Bäume bedecken
Silber-farbene Flocken und Eis.
Da Capo.

So gar sonst unsichtbar'n Spinnenweben
Sieht man den rauhen Reifen kleben,
Sie hängen gantz verdickt an weisser Bäume Cronen,
Wie kleine silberne Festonen,
Die Bäume sehen rauh und kraus,
Ja fast uncörperlich, durchsichtig, lustig aus.
Die dunckeln Zweige sind so sehr mit Reif erfüllet,
Daß seine Zäserchen dieselben gantz verhüllet.
Die Vögel sind zwar fort: Doch hüpft die kleine Meise
Durch manch bereift Gesträuch, und sucht im Schnee und Eise
Bald hier bald dort gantz einsam ihre Speise,
Mit schwirrendem Gepfeif. Manch Aestgen, so beschneit,
Wird durch der regen Flüss' und Flügel Munterkeit
Von seiner weissen Last befreyt.
Aria.

Kleine Meise, mit Vergnügen
Seh' ich dich so fröhlich fliegen,
Und dein zwitschernder Gesang
Scheint ein holder Freuden-Klang,
[446]
Da du doch, fast halb erfroren,
Speis' und Nest im Schnee verlohren.
Du bist hungrig, arm, allein;
Und doch kannst du fröhlich seyn.
Wüßten wir doch so gelassen
Uns im Unglück auch zu fassen!
Da Capo.

Der Aeste feuchtes Schwartz erhebt den weissen Schnee;
Der Hagebutten Roth, so ich auf rauhen Hecken,
Wie durch ein reines Glas, im klaren Eise stecken,
Candir'ten Kirschen gleich, durchscheinend funckeln seh,
Und voller Lust betracht', deucht mich in seinem Schein
So schön, als ein Rubin, bey Diamant, zu seyn.
Dort macht das spröde Rohr, mit den beeisten Spitzen,
Wie eines dichten Heers polirter Lantzen Blitzen,
Fast eine bange Lust. Hier scheint ein flaches Eis,
Worunter öfters Gras sich zu erhalten weis,
Als ob es eine Schilderey,
So wircklich mit Krystall bedecket, sey.
Sehr zierlich theilen sich in viel gevierte Fächer
Die itzt mit Schnee bedeckten Dächer.
Die Schiffe liegen still, trotz Eurus Sturm und Wuth,
Trotz Thetis reger Macht, gehemmt von scharfen Schollen,
Indeß daß auf der tiefen Fluth,
Beschwert durch manche Last und schweres Kaufmanns-Gut,
Viel rasselnde beschlag'ne Räder rollen.
Man sieht itzt die, so Schritt-Schuh' unterziehn,
Auf glattem Eis', auf schmalen Eisen, fliehn,
Und zwischen zackigten und starren Wasser-Hügeln,
[447]
Auf einer Bahn, in welcher sie sich spiegeln,
Mit trocknem Fuß, selbst in der Fluth, mit Haufen
Auf Boden-losen Tiefen laufen.
Aria.

Seh' ich das Volck auf schnellem Schritt-Schuh schweben,
Und wie ein Pfeil vorüber gehn;
So düncket mich, von unserm Leben
Ein lebend Bild zu sehn,
Da wir die Welt, wie sie, wenn wir es recht bekennen,
Als flögen wir davon, durchrennen.
Zuweilen lässt das Eis, wenn wir auf grossen Seen
Und angefror'nen Strömen stehen.
Als ob desselben eb'ne Fläche
Mit einem dumpfigen Gebrüll und Knallen breche.
Es knackt und heulet oft, daß dem, ders nie gehört,
Von der verschrenckten Luft gantz ungewohntem Krachen
Ein Schrecken durch die Glieder fährt.
Hier siehet man,
So weit das Auge tragen kann,
Ein unbeschneit ein dunckel-graues Eis,
Das aber hier und dort gefror'ne Blasen, weiß,
Und grauen Marmor ähnlich, machen.
Dort siehet man am Strand', in gläntzendem Gepränge,
Erhabener und schnell gefror'ner Wellen Menge
In wilder Anmuth, gräßlich schön,
O Wunder! unbeweglich stehn.
[448]
Sie sind wie funckelnde Krystallen,
Wenn Sonnen-Strahlen auf sie fallen,
Ja, gleich den Flammen, anzusehn.
Der Lüfte kurtz vorher noch falbes Grau
Ist hell, wie ein Sapphir, durch dessen heitres Blau
Das Gold der Sonnen strahl't, und so verblendend funckelt,
Daß es, auch durch den Schnee, das Aug' uns fast verdunckelt;
Auf welchem Schnee so gar der Schatten Purpur scheint,
Weil mit dem Silber sich dieß Gold und Blau vereint.
Durch diesen Purpur-Glantz sieht man viel tausend Spitzen
In dem bestrahl'ten Schnee, wie Diamanten, blitzen,
In so gefärbtem Schein', in solcher Wunder-Pracht,
Daß mein gerührtes Hertz, trotz aller Kälte, lacht,
Und durch den Winter-Schmuck der Erden fast entzücket,
Zum Schöpfer der Natur, der auch im Frost sie schmücket,
Mit noch vermehrter Gluht der Andachts-Flügel schwingt,
Und dieses Danck-Lied Ihm in tiefer Ehr-Furcht singt:
Aria.

Aller Himmel Himmel Meister,
Der Natur Quell, Kreis und Kraft,
Ewigs Licht, Geist aller Geister,
Der Raum, Welt und Sonnen schafft,
Gott! aus welchem Herrlichkeit,
Wesen, Lieb' und Leben spriessen,
Aus und in Dem, ohne Zeit,
Ewigkeit und Zeiten fliessen;
Selbst des Winters kalte Pracht
Zeiget deine Wunder-Macht.
[449] Arioso.

Gib, Herr, daß, wie mein Aug' auf dein Geschöpf gericht't;
Mein Mund auch stets von deinen Wundern sage!
Der Silber-weisse Schnee,
In welchem ich, bey fernem Sonnen-Licht,
Ein Licht, das uns die dunckeln Tage
Erleuchten hilft, nicht sonder Freude, seh,
Bedeckt, o Gott, auf dein Geheiß,
Die zwar schön grün- doch zarte Winter-Saat,
Als wie ein weisser Peltz, damit ein strenges Eis
Die süssen Säfte nicht verdicke,
Noch ihren Trieb der Lebens-Gluht ersticke.
Aria.

Gott, der vor Frost und Stürmen,
So gar durch Schnee und Eis,
Die Saat weis zu beschirmen,
Sey ewig Lob und Preis!
Wofern aus Africa ein Reisender, der nimmer
Die Fluth bebrückt, nie Eis, gesehn,
Die Welt, in einer Nacht, in solchem weissen Schimmer
Säh' eingehüllt und weiß gekleidet stehn;
Würd' er nicht fast, wie ausser sich entrissen,
O Wunder! Wunder! rufen müssen,
Ja glauben, daß durch Zauberey
Dieß Wunder-Werck gewircket sey?
Wir aber, die wir, leider! blind,
Durch Vorurtheil und durch Gewohnheit sind;
[450]
Wir wollen Menschen seyn und heissen,
Ob wir gleich, wie das Vieh zu leben, uns befleissen.
Wer ist wohl unter uns, den auch des Winters Pracht
An Gott zu dencken reitzt, an Seine weise Macht?
Wer ist, der seinen Geist zum weisen Schöpfer lencket,
Und, wenn es frieret, etwa dencket:
Aria.

Aus welcher Quelle kommen Schlossen?
Aus wessen Schoosse kömmt das Meer,
Aus welchem Born der Schnee, geflossen?
Wer zäm't der Winde stürmisch Heer?
Wer ist der, welcher, wenn es frieret,
Den Reifen zeugt, den Schnee gebieret?
Wer mag des Regens Vater seyn?
Unendlichs ALL, nur Du allein.
Wer denckt daran, wie sehr der Frost uns nützt,
Da er uns vor dem Schwarm des Ungeziefers schützt,
Dasselbe tödtet und zerstreut,
Das sonst der Welt ein' allzuschwere Bürde,
Und unerträglich fallen, würde?
Sie würden sonst sich fast unendlich mehren;
Kein Mensch könnt' ihrer sich erwehren.
Aria.

Tilgte doch der Kälte Strenge,
Wie des Ungeziefers Menge,
Auch bey uns der Grillen Heer;
Würden wir je mehr und mehr,
Frey von Sorgen, frey von Sünden,
Gott in allen Dingen finden.
[451]
Wie reinigt doch der kalte Nord
Die Zweig' und Bäum' an jedem Ort
Von dem Gewebe falscher Spinnen,
Wie führet er den Unraht fort,
Wie treibt er Staub und Schmutz von hinnen!
Wer denckt daran? von wird Gott gepriesen,
Daß er, auch in der Winter-Zeit,
Sich gegen uns so Gnaden-reich erwiesen?
Da, wann der Kälte Grimm uns kränckt,
Er uns, zur Linderung, das rege Freuer schenckt.
Aria.

Nichts ist, das uns so sehr ergetzet,
Nichts ist, das uns so sanfte thut,
Als die so holde Wärm' und süsse Kraft der Gluht,
Wenn scharfer Frost die Haut verletzet.
Ach wenn doch unsre Brust
Des Frostes Plag' und Pein, die von ihr weicht, bedächte,
Und in der Wärme lauen Lust
Dem, der sie wirckt, ein feurig Danck-Lied brächte!
Gott hat ins Holtz ein' Eigenschaft gelegt,
Daß es was schweflichtes und was verbrennlichs heget;
Wodurch der strenge Frost gemindert,
Der Lüfte scharfer Druck gelindert,
Der Mensch erquicket, wird.
Aria.

Betrachtet Gottes weise Macht!
Und die wie Er sein Geschöpfe liebet!
[452]
Der solche Kraft ins Holtz gebracht,
Da es (ach würd' es mehr bedacht!)
Im Frühling, Sommer, Herbst und Frost,
Lust, Schatten, Obst und Wärme giebet.
Da Capo.

Gott hat, o weise Wunder-Macht!
Die man ohn' Ehrfurcht nicht ermisst,
Da, wo das meiste Holtz vonnöthen ist,
Das meiste Holtz hervor gebracht:
Wie denn von je und je im kalten Norden
Es mehr als anderwerts gefunden worden.
Wer denckt daran?
Wann, wie ein Schwerdt, der Nord die Haut zerschneidet,
Und man so dann
Sich warm, bequem, ja gar gemächlich, kleidet;
Daß man, nur bloß durch Gottes Huld und Güte,
Sich warm, bequem, gemächlich kleiden kann?
Daß seine Huld so fern sich über uns erstrecket,
Und uns mit Peltz-Werck, Hanf, mit Woll' und Federn decket?
Auf! mein hierdurch gerühretes Gemüthe,
Ermuntre dich, gedencke stets daran!
Aria.

Es kleidet mich mein Gott, daß ich nicht friere,
Durch Vögel, wild' und zahme Thiere.
Der Würme Werck, der Saft der Erden,
Muß mir zur Deck und Kleidung werden.
Ach! Deine Güte, Deine Treu,
Mein Gott, ist alle Morgen neu!
[453]
Im Winter scheint die wirckende Natur
Geschwächt, erstarrt, erblasst,
Allein
Es ist ein blosser Schein;
Sie ist nicht todt, sie schläfet nur.
Sie wird, wenn ihr durchleuchtigster Gemahl,
Die Sonn', umkräntzt mit Licht und Strahl,
Sich wieder zu ihr naht, sie in die Arme fasst,
Nach kurtzer Rast,
Mit gantz verjüngter Kraft
Aufs neu' erwachen,
Und sich, durch mannigfachen Saft,
Zu deiner Säugerinn und milden Mutter machen.
Arioso.

Gott spricht; so schmiltzts geschwinde;
Die Fluth kriegt ihren Lauf.
Die sendet seine Winde;
So thauet alles auf.
Aria à 2.

Vater der Sonnen, Monarch der Natur,
Dessen allmächtige Wunder und Wercke
Ich mit Ergetzen im Winter bemercke,
Wircke den Eifer in unserer Brust,
Daß wir auch, voller Vergnügung und Lust,
Deinen verherrlichten Namen erheben,
Wann wir den fröhlichen Frühling erleben!

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TextGrid Repository (2012). Brockes, Barthold Heinrich. Gedichte. Irdisches Vergnügen in Gott. Der Winter. Der Winter. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4533-9