38. Der Tod des heiligen Beneda.

Neben dem Schloß Meissen in Sachsen hatte im Jahre 1088 König Wratislaus der erste von [181] Böhmen eine Gegenfestung angelegt, zur Zügelung der Stadt, zu jener Zeit, als Meissen durch Kaiser Heinrich den 4ten dem Böhmerlande zugeschlagen ward. Guozedek hieß sie in Böhmischer Sprache, jede Spur ist jetzt davon verloren.

Ein Böhmischer Herr, Beneda genannt, landräumig aus unbekannten Ursachen, begab sich nach Meissen und zu dem heiligen Manne Benno, so ein Graf von Woldenburg aus Sachsen war. Als solches der König erfahren, hat er ihn, durch gütige Beschickung, aus Meissen zu sich in das Schloß Guozedek bestellen lassen. Beneda traute dem Könige und stellete sich ein. Der König sprach ihm mit guten Worten zu und bewog ihn, seinen Degen und Mantel in Freundschaft abzulegen, dem Beneda Folge that. Darauf wollte ihn der König, wider Treue und Glauben, greifen und anfassen lassen, aber Beneda, ein herzhafter Mann, erwischte in der Eile ein Schwerdt, so des Königs Kämmerling an der Seite trug und haute zuerst den Kämmerer, so den König schützen wollte, zu Boden.

Der König, so allein, verheißet ihm in der Gefahr Gnade zu erzeigen. Als darauf Beneda einhielt, stach und hieb der König auf solchen los. Dieser mußte sich wehren, und gab dem Könige drei Streiche, also, daß er fast zu Boden gesunken, [182] indem die Wache aufgeregt wurde und auf Beneda zueilte, der dann in der ersten Wuth zwei Soldaten auf die Seele gefaßt, aber endlich übermannt und gefänglich angenommen ward. Und ob er wohl die Untreue des Königs, und wie er zur Noth und Gegenwehr höchst gedrungen, angezeigt hat, ist er doch mit vier Pferden aus einander gerissen und sein Körper, aus Gnaden, von dem Domstift Meissen begraben worden.

Aber das Grab umgab bald ein nächtlicher Heiligenschein, unzählig viel Todte wurden lebendig, viele Blinde sehend, viele Taube hörend, viel Stumme redend und viel Aussätzige rein. Da grub man den heiligen Leichnam aus und zusammen verbunden war wieder, was durch Gewalt der Pferde getrennt worden; der vollständige Leichnam ward in die Kirche genommen und der von Gott Geheiligte unter die Zahl der Heiligen versetzt.

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TextGrid Repository (2012). Büsching, Johann Gustav. Märchen und Sagen. Volkssagen, Märchen und Legenden. 3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen. 38. Der Tod des heiligen Beneda. 38. Der Tod des heiligen Beneda. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4933-7