37. Der Mädchensprung auf dem Oybin.

Auf dem steilen, mit Klüften und Schluchten umgebenen Oybin zeigt man noch jetzt dem Wanderer eine Felsenschlucht, welche der Jungfrauensprung genannt wird, und erzählt dabei drei verschiedene Sagen, die den Namen gegeben haben sollen.

1.

Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf dem Gipfel des Oybin stand, kam auch, wie, erzählt die Sage nicht, einst ein Mann hinauf, um die dortigen Geistlichen zu besuchen, [179] wie dies häufig geschah. Einer der Brüder zeigte der Jungfrau die Schönheiten des Berges, führte sie herum zu den merkwürdigsten Plätzen, bei tiefen Schluchten vorbei und zeigte ihr die Pracht der Natur. Aber die Schönheit der Jungfrau erweckte sündliche Lust dem mit ihr einsam wandelnden Kloster Bruder und in sträflicher Begierde streckte er die Arme nach ihr aus. Da entfloh ihm die keusche Jungfrau, flüchtete die verschlungenen Wege entlang, verfolgt von dem nicht mehr sich selbst kennenden Mönch. Glaubend an eine sichere Stätte zu kommen, rann sie durch die unbekannten Pfade, bis plötzlich eine tiefe Spalte des Berges, eine ungeheuere Kluft, vor ihr lag. Da, um ihre Tugend zu retten, sprang sie muthig in den Abgrund hinab und die Engel des Herrn ergriffen die Sinkende und trugen sie sanft hinab, ohne einigen Schaden.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Büsching, Johann Gustav. Märchen und Sagen. Volkssagen, Märchen und Legenden. 3. Sagen und Mährchen aus der Lausitz, Sachsen und Thüringen. 37. Der Mädchensprung auf dem Oybin. 1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]. 1. [Als noch das Kloster, dessen Ruinen man nur jetzt bewundert, auf]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4955-C