Uber die Creutzigung unsers Heylandes

Sonnet.


O Wunder! die kein Mensch mit Sinnen kan ergründen!
Den die erboßte Schaar dort an das Creutze schlägt,
Ist der, nach dessen Winck das Firmament sich regt.
Die Unschuld wird gestrafft, und büßt für fremde Sünden.
Der Tod und Teufel zwingt, läßt sich mit Stricken binden,
Der Heyland leidet Noth, doch wird sein Hertz bewegt,
Daß Er mit denen selbst ein recht Erbarmen trägt.
Die sich zu seinem Schimpf und Tod versammlet finden.
Gott stirbt, der grosse Gott, in dem das Leben lebt.
Was Wunder, daß der Bau der schweren Erde bebt?
Daß sich der Sonnen Glut bey Tage muß verstecken?
Daß Felß und Vorhang reißt, daß Leichen auferstehn?
Ich wundre mich vielmehr, daß nicht für Schaam und Schrecken,
Felß, Erde, Sonn und Welt zerschmeltzen und vergehn.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Gedichte. Geistliche Gedichte. Über die Creutzigung unsers Heylandes. Über die Creutzigung unsers Heylandes. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4A31-3