Christus in der Krippen

Das Kind, das dort in Heu und Stroh verstecket lieget,
Und dem das tumme Vieh aus seiner Wiegen frißt,
Ist grösser als die Welt, weil es Gott selber ist,
Der über Höll' und Tod in seiner Armuth sieget.
Was mag die Ursach seyn, daß Er so schlecht erschienen?
Es könnt ihm ja ein Thron seyn von Saphir bereit,
Sein Lager mit dem Glantz der Sternen überstreut,
Warum bedient Ihn nicht ein Heer von Cherubinen?
Kaum findet sich ein Raum den Heyland zu bewirthen;
Die Krippe wird sein Bett', ein Stall ist sein Pallast;
Wenn Er die keusche Brust der Mutter hat umfaßt,
So hält Er sein Bancket, sein Hoff besteht aus Hirten.
Ihr Grossen, die ihr euch als Götter laßt verehren,
Die ihr von eurem Stuhl aus Diamanten blitzt,
Und, eurer Meinung nach, dem Himmel näher sitzt,
Als die, so Menschen sind, diß will euch etwas lehren:
Der Höchste spottet hier der Güter dieser Erde,
Die offt ein Sterblicher für seinen Himmel hält,
Und zeiget euch dabey, daß, wenn es ihm gefällt,
Der Purpur uns zu Heu, und Heu zu Purpur, werde.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Canitz, Friedrich Rudolph Ludwig von. Gedichte. Geistliche Gedichte. Christus in der Krippen. Christus in der Krippen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-4AD3-A