[68] 3.
Denn meine Muse ist ein ernstes Weib,
Das mich nicht aufsucht, um mit mir zu scherzen,
Das nicht mit Flitter sich behängt den Leib,
Das jedes Lied holt aus geprüftem Herzen.
Wenn sie den Schleier stolz vom Haupte zieht
Und mich ihr Antlitz läßt, ihr weißes, schauen,
Dann fühle jäh ich, wie die Freude flieht,
Und meine Seele fasset hehres Grauen.
Ich schreite stumm an ihrer Hand den Pfad,
Der tief hinabführt zu dem schwarzen Flusse,
Und lausche, wenn sie dem Gewässer naht,
Erschüttert ihrem trauervollen Gruße,
Den sie zu Hörigen der Mühsal schickt,
Die drüben an dem kahlen Ufer harren,
Von wo der Glücklose herüberblickt,
Der viel gehofft vor langen, langen Jahren.