[58] Ein Balg 1

Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,
Doch kluge sanfte Augen,
Die wenig mehr beim Pfenniglicht
Und nicht zum Weinen taugen.
Sie war ein Balg ... Als Findelkind
Verlaßner als die Armen,
Bat weder Herren noch Gesind
Um Futter und Erbarmen.
Sie griff fest zu und schaffte stramm
Wie ehrbar-ernste Leute,
Daß nie sie Unverdientes nahm
Erfreut das Weib noch heute.
[59]
Sie zeigt auch jetzt mit Bauernstolz
Erdarbte Thalerscheine:
»Die sind mein unverbranntes Holz,
Meine ungetrunknen Weine ...
Die sind mein ungegessenes Brod,
Auf jedem steht geschrieben:
Ein Alter ohne Schand' und Noth ...
Und was mir Gott schuldig geblieben.«

Fußnoten

1 Ein Findling.

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TextGrid Repository (2012). Christen, Ada. Gedichte. Aus der Tiefe. Dorfbilder. Ein Balg. Ein Balg. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-5245-7