[124] / Die deutsche Gelehrten-Republique etc.

Herausgegeben von Klopstock. Erster Teil. Hamburg, gedruckt bei J.J.C. Bode. 1774.


Hochgeehrter

Lieber Herr Hartwig Rohrdommel,

Ich ersehe aus Dero Schreiben, wie Dieselben obengenanntes Buch als einen Klecks für sich und die ganze Rohrdommelsche Familie ansehen. Ist nicht meine Schuld! Wie Dieselben ferner die angeführten Fakta, und namentlich das von Dero Herrn Bruders Laurenz Rohrdommels Verhör und Bartrupfen, von dem Mäuseberg, dem Landtage, H.H.S.T. Nachtwächtern, den Avantüren des Herrn de la Pepipiere Tauperau, dem Geisterbannen, den Irrsalen, dem Avancement des berühmten Herrn von Voltaire, und sonderlich die Stücke aus einer deutschen Grammatik und die Verse S. 293 bezweifeln wollen, und sich überhaupt in das ganze Buch nicht finden können. Ist auch nicht meine Schuld! und bedaure es recht sehr. Übrigens Familienklecks hin Familienklecks her, die Sach ist wahr, und das Buch hat seine gute Richtigkeit, und ist nicht auf der Leutkircher Heide gefunden, darauf kann sich mein hochgeehrter Herr verlassen. Meine Zeit erlaubt mir nicht über alles Beweis zu führen, ist auch für gewisse Familien nicht nötig, doch will ich zu Dero Satisfaktion über einiges praestanda praestieren, und z.E. die Wahrheit der Büchergeisterbannerei dartun. Oft zwar bannt man, und kommt kein Geist aus dem Buch h'raus, das ist denn 'n Zeichen daß keiner darin ist, wenn aber einer drin ist, so muß er h'raus, da hilft nichts dafür. Soll itzo gleich vor Dero Augen eine Prob an der Gelehrten-Republique selbst gemacht werden. Herr Hartwig Rohrdommel braucht nicht bange zu sein, ihm soll kein Leid geschehen, nur bitte ich die linke Hand geballt sich vor die Stirne zu legen, und mit der andern Dero Zunge festzuhalten. Acht gegeben!


† o à o †


k-ik-lik-blik-ublik-publik-epublik-Republik.

Hurrehrihruhröhnihdomh.


Siehst 'n Herr Hartwig? – Ist 'n feiner Geselle, mit hellen blauen Augen, die er in und außer Landes wendet; weiß von vielen Bescheid, und dünkt sich so gut als wenn er außer Deutschland geboren [125] wäre; möchte manches gerne anders haben; hat vorne 'n ehrbares gestrenges Gesicht, aber im Nacken den bekannten Herrn; haßt die Nachtwächter; hat sein Vaterland lieb und pfeift auf'm Finger; ist sonst, wie Du siehst, schlank und wohlgewachsen, und, Hartwig Hartwig!!! – sagt: du sollst immer so stehen bleiben.

Ich rate aber, daß Dieselben das Buch etwa noch einmal zur Hand nähmen, und wenn's denn nicht geht, nun so muß es 'n Familienfehler sein, oder der meisterhafte deutsche Stil in allen Gattungen muß schuld haben, und ist weiter nichts zu machen.

Schließlich habe ich noch anführen wollen, daß der Vortrag der Bonmots verschieden sei. Mancher nämlich reißt das Maul ellenweit dabei auf und hält sich die Seiten, und mancher kontinuiert ein ganz trocknes ehrbares Gesicht. Der erste findet gewöhnlich den meisten Beifall, und der letzte ist doch eigentlich der Virtuose, mein Herr Rohrdommel!


Dero etc. Asmus.


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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Claudius, Matthias. Die deutsche Gelehrten-Republique etc.. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-548B-E