[132] [139]Horto recreamur amœno

Vor 1645.


Der habe Lust zu Würffeln vnd zu Karten,
Der zu dem Tantz, vnd der zum kühlen Wein,
Ich liebe nichts, als was in diesem Garten
Mein Drangsals-trost vnd KranckheitArtzt kan seyn,
Ihr grünen Bäume,
Du Blumen Zier,
Ihr Hauß der Reyme,
Ihr zwinget mir
Dieß Lied herfür.
Mir mangelt nur mein Spiel, die süsse Geige,
Die würdig ist, daß sie mit Macht erschall',
Hie, wo das Laub vnd die begrünten Zweige
Am Graben mich vmbschatten überal,
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Hie wo von weiten
Die Gegend lacht,
Wo an der Seiten
Der Wiesen Pracht
Mich frölich macht.
Was mir gebricht an Geld vnd grossen Schätzen,
Muß mein Gemüht vnd dessen güldne Ruh
Durch freyes Thun vnd Frölichkeit ersetzen,
Die schleusst vor mir das Hauß der Sorgen zu;
Ich wil es geben
Vmb keine Welt,
Daß sich mein Leben
Oft ohne Geld
So frewdig hält.
Gesetzt, daß ich den Erdenkreiß besesse,
Vnd hätte nichts mit guter Lust gemein,
Wann ich der Zeit in Angst vnd Furcht genösse,
Was würd' es mir doch für ein Vortheil seyn?
Weg mit dem allen,
Was Vnmuht bringt!
Mir sol gefallen
Was lacht vnd singt
Vnd Frewd' erzwingt.
Ihr alten Baum', vnd jhr noch junge Pflantzen,
Rings vmb verwahrt vor aller Winde Stoß,
Wo vmb vnd vmb sich Frewd' vnd Ruh verschantzen,
Senckt alle Lust herab in meinen Schoß,
Ihr solt imgleichen
Durch dieß mein Lied
Auch nicht verbleichen,
So lang man Blüht
Auf Erden sieht.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Horto recreamur amoeno. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-644C-3