Casta placent superis

Vor 1638.


Hie habt jhr, jhr Jungfrawen,
Was ohne Schein vnd List
Recht wehrt an Euch zu schawen
Vnd höchst zu lieben ist:
Ihr mögt durch schöne Jugend
Gefallen wem jhr wolt,
Der Keuschheit güldnen Tugend
Sind Gott vnd Menschen hold.
Ihr Lob kan fest bestehen
Vnd helt beharrlich Fuß,
Wenn aller Pracht vergehen
Vnd flüchtig werden muß.
Der Wangen Farb vnd Leben
Wird außgestrichen seyn,
Wenn Ehr vnd Zucht wird geben
Den allerbesten Schein.
Legt hie an diese Wahre
Die nicht verderben kan
Das thewre Gold der Jahre
Die zarte Jugend an!
Seht, daß jhr ewre Seele
Mit jhren Farben mahlt,
Durch die des Leibes Höle
Wird Sonnen-klahr bestralt.
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Wisst jhr herauß zu streichen
Den Leib, der Erde trägt,
So werd' auch Schmuck im gleichen
Dem Hertzen angelegt;
Lasst nicht den Sack der Motten,
Die Haut, vnd das Gebein,
Das endlich muß verrotten,
Mehr als die Seele seyn!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Casta placent superis. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6490-5