[362] [370]Carl Malaperten Leidender Christus ins Deutsche übersetzt von

Simon Dachen


1651. 2. April.

Exquisitae eruditionis et judicii Viro Dn. Reinholdo Langerfeldio etc. Amico et Fautori plurimum colendo.

Cum hisce diebus, quos Dominicae passionis meditationi destinavit Ecclesia, in pietatis essem exercitio, Christi patientis a Carolo Malapertio aliquot elegiis, piene magis an docte haut facile dixerim, scripti in mentem venit, quod jam olim eundem poetam non semel avide legissem; nactus ergo ejus ab amico copiam vix primam poematii Elegiam legendo absolvi, cum me tam elegans atque pium carmen in vernaculam nostram transferendi impetus incessit, eum praecipue in finem, ut, cum mihi esset in argumento tam sancto elaborandum, studium pietatis eo exercerem melius, & crucis Christi, quam Bernhardus sublimiorem suam Philosophiam salutavit, miserandam imaginem cordi meo altius imprimerem. Cum autem finito labore, etiam aliorum latii praesertim sermonis rudium, pietatem hac mea qualicunque opella nonnihil juvari posse intelligerem, non abs re futurum existimavi, si, quem ego in transferendo fructum percepissem, & alii legendo consequerentur. Non equidem nescio, esse etiam in nostro idiomate non pauca quae devotionem nostram alant atque augeant; poetae [370] tamen hoc habent quasi peculiare ac proprium, ut jucundae imitationis, excitatae masculaeque dictionis, metri denique blandientis lenocinio non fortius tantum sed & felicius animos penetrent & quasi captivos redigant: non quod sperem me eximiam authoris scriptionem versione adaequasse, quis enim hoc sibi sumat? cum pressae illius adstrictaeque dictionis felicitate nostra lingva latina non paullo sit inferiori sed sensum, quoad fieri potuit, exprimere in praesentia satis esse duxi, qua in re veniam facile merebor apud eos, qui molestiam translationis hanc versuum numerum non excedentis subierunt. Vanae cujusdam gloriolae captandae occasionem nemo mihi obijciat, qui laureolam in mustaceo quaerere ineptum semper judicavi, & inanem hanc laudis affectationem a modestia nostra alienam esse ultro, qui me familiarius norunt, confitebuntur. Hominem a nobis in fidei professione dissidentem nostris legendum propinasse culpabor, at cur? non dissidium hic religionis ullum, si quid scrupulosius rimantem offendat, id in nostro sermone ita opinor temperavi, ut litigandi mecum ansam omnem praeciderim. quam saepe illorum, quos damnamus, ipsi aut plumis nos ornamus aut vitula aramus, nomina autem ingrati dissimulamus. magna certe operarum nostrarum pars cum gratia simul periret, si ab illis abstinendum omnino esset. pietatem, quoqunque sive ore proferatur seu calamo scribatur, suspiciendam esse censeo perinde ut virtutem etiam in gentilibus admiramur atque amplectimur. Tibi autem, mi Langerfeldi, hoc quicquid est inscribere placuit, quod tu post Robertinum μακαριτην unus soleas Nostras esse aliquid putare nugas. Dum tibi me probem aliis improbari non abnuo. Latinos veteres, Italos, Gallos aliosque scriptores praesertim poetas omnes ita familiares tibi reddidisti, ut tuum de singulis judicium satis interdum mirari nequeam. Plura de tuis laudibus adiicerem, nisi, quae tibi est modestia, odium tuum mihi importarem, cujus favorem quovis pretio non permutem. Accipe igitur exiguum hoc munusculum, ut, si qui sinistelli de eo rumores extiterint, eo statim confutentur, quod tibi placuisse dicar. Regiomonti Borussor. 1651. 4. Nonas Apriles.

Simon Dachius Poes. Prof. Publ.

Carl Malaperten Leidender Christus

1. Klaglied
Das letzte Abendmal

Was kömmst du, Musa, her im langen Trawer-Kleide?
Gelehrte Klage reumt sich nicht zu meinem Leide.
Kommt Thränen, Angst und Noht, kommt ohn Geschick' heran,
Dieweil mein Schmertz nicht Art noch Weise halten kan.
Laß David seinen Freund den Jonathan beklagen,
Er könne Leid umb ihn auff seiner Leyer tragen,
Wie auch Helkias Sohn beweine sehr den Brand
Jerusalems mit Kunst und mit berühmter Hand.
[371]
Man möchte wol vielleicht, wann Menschen wo verbleichen,
Durch ein geschicktes Lied beklagen ihre Leichen:
Bey dem Tod' aber kriegt Gesetz und Art nicht stat,
Der einig weder Maß noch seines gleichen hat.
Mein such dir durch Gesang ein Lob wo zu erwerben,
Wenn Christus an dem Creutz in Schmach und Hohn muß sterben.
O lieber schaw' ich ihn erbärmlich an, und steh
In Ohnmacht, biß ich nun in Thränen gantz zergeh.
Laß, Jesu lieber Blut aus meinen Augen fliessen,
Dieweil dein gantzer Leib auch muste Blut vergiessen.
Vnd du voraus, O Mensch, misch deiner Thränen Fluth
In meine, dieses rührt von deinem Vbermuht.
Nicht Juda nur hat Schuld, wir haben, wir wir eben
Die Vrsach, er hat nur die Hand dazu gegeben.
Vnd, Musa, weil dein Sinn nicht ruhen wil noch kan
Zu weinen neben mir, so sing du erst voran,
Sing erst, auch wol umbsonst, wird Christus weggenommen,
So ist das schlechtste hie umb wenig Worte kommen.
Die Ostern waren da, das Lamm wird gahr gemacht,
Das Brot ohn Sawerteig wird auff den Tisch gebracht,
Der Herr will auch das Fest, den Vätern gleich, begehen,
Die Bilder sollen nun mit That erfüllet stehen,
Theils Jünger richten zu das Lamm auff sein Begehr,
Theils warten sonst ihm auff und stehen umb ihn her.
Sie sind den Zeichen nach zum Frembden eingegangen,
Der Tisch, der andern war gedeckt, hat sie empfangen,
Hie wo das Opffer ist, das aller Opffer Blut,
Wie wehrt und alt sie seyn, numehr bey seite thut.
Weg was nicht heilig ist! ich wil von hohen Dingen,
Die kaum zu gläuben stehn und dennoch war sind, singen,
Der grosser Priester spricht die Worte, die so vol
Geheimniß sind und schier ein Mensch nicht melden sol,
Schaw, was geschieht? das Brod ist Christus Leib, der Reben
Gewächs sein wares Blut das er für uns gegeben.
Daß dieses war sey, zeugt der Warheit Seel und Licht
Der der Natur Gesetz, ihr Stiffter, leicht zerbricht,
Auch jetzt noch giebt er sich doch unzertheilt zum besten
Mit unter in dem Brod uns seinen lieben Gästen,
Durch dieses Wunder-Werck, das aller Welt bekand,
Wil er uns ewig seyn selbst seiner Liebe Pfand.
Darauff fährt Judas fort der schändlich' Vbelthäter
Ihn zu verrahten, doch ihm selber sein Verrähter.
In dessen weil der Herr den Jüngern mancherley
Verkündigt, was zu thun und was zu meiden sey,
Hat von der Mutter er auch Abschied da genommen,
[372]
Die nach Jerusalem gleich mit ihm war gekommen,
Sie fällt ihm umb den Hals und weint mit aller macht
Vnd saget kaum für Leid und Trübniß gute Nacht.
Hab' ich diß Creutz verdient, ich wil es, spricht sie: tragen,
Mein Sohn, für Seufftzen kan sie kaum ein Wort mehr sagen.
Man leide, was man nicht verwirckt hat, mit Gedult,
Denn warlich diesen Tod trägst du ohn deine Schuld.
Was du mir aufferlegst, das laß mich willig leiden,
Mein Gott, wohin du ruffst da folg' ich dir bescheiden.
Gehab dich wol, sie küst den Sohn ohn unterlaß,
Er sie, die Küsse sind von vielen Thränen naß.
Gieb, spricht er: Mutter, dich die kurtze Zeit zufrieden
Biß in den dritten Tag sind wir doch nur geschieden.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Gedichte. Geistliche Lieder. Trostgedichte.. Carl Malaperten Leidender Christus. 1. Klaglied. 1. Klaglied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-654F-6