[224] [226]Schuldigste Glückwünschung als ... vnsers gnädigsten Churfürsten vnd Herrn Hochansehnlicher Abgesandter der HochEdelgebohrne Gestrenge Veste vnd Mannhaffte Herr Wolff von Kreytzen

Im Namen Ihrer ChurFürstl. Durchl. das Lehn über das Hertzogthum Preussen nach Wunsch empfangen, vnd glücklich damit zu Königsberg eingezogen kam Vnterthänigst geschrieben von Simon Dachen.


18. März 1649.


Dv allein bist nicht zugegen,
Früling, was denn hält dich auff?
Siehst du nicht die Stad sich regen,
Diesen hin- vnd wieder-Lauff?
Jung vnd Alt vnd jedes Haus
Macht sich vor das Thor hinaus.
[226]
Der Gesandte bringt aus Pohlen
Das durch Ihn gesuchte Lehn;
Ihn gewünschet ein-zu-holen
Sieht man in der Waffen gehn
Alles, was hie vmb vnd an
Büchs vnd Degen tragen kan.
Kreytz, den Schacken dienstlich höret,
Vnser grosse Churfürst liebt,
Vnd durch dies Werck gnädigst ehret,
Welches er nach Wunsch verübt,
Kömpt jetzt mit Verrichtung an,
Als man sie erwehlen kan.
Was er sprach, war außerkohren
Vor dem thewren Casimir,
Der verliehe gnädigst' Ohren
Seiner güldnen Rede Zier,
Vnd der gantze Reiches-Raht
Hört' erstürtzt, warumb er baht.
Was er sucht, wird stracks erhalten,
Darauff hätte man gesehn
Ehre, Lieb vnd Freundschafft walten,
Wie es pfleget zu geschehn,
Alles muß durch deinen Wein,
Vngern, frisch vnd frölich seyn.
Wol, o Churfürst, deinen Sachen!
Solst du nicht in Hoheit stehn?
Schaw, was Leute vor dich wachen,
Die in aller Auffsicht gehn,
Vnd gantz sorglich dir zur Hand
Vnd befördern deinen Stand.
Gut daß wir zusammen tretten
Vnd erweisen trewe Pflicht,
Daß in allen dreyen Städten
Keinem was an Fleiß gebricht,
Dieser kriegt sein Fewer-Rohr,
Jener die Musquet hervor.
Mancher läufft der Rüstung wegen
Zu den Nachbarn da vnd hier,
Dieser wischt den Rost von Degen,
Jener hat kein Bandelier,
Wie es geht in solcher Stadt,
Da man Fried vnd Wolstand hat.
Zeigen denn allein die Städte
Ihrer Schuld vnd Liebe Pfand,
Nein, sie selbs die Ober-Räthe
Vnd der wehrte Ritterstand
Wohnen in gewünschter Trew
Diesem schönen Einzug bey.
Halt! wen seh ich dort von weiten?
Mein, Herr Obermarschall, dich,
Must, du liebster Herr, noch reiten?
Was bemüth dein Alter sich?
Nein, die Sach ist dir zu wehrt,
Darumb reitest du dein Pferd.
Also recht, jhr Musen-Söhne,
Trabt dem Alten sanfft vorher,
Trotz sey einem, der Euch höhne,
Thut jhr nichts doch ohn gefehr,
Beydes Fried vnd Krieg sucht Gunst,
Edles Volck, bey ewrer Kunst.
Fehlt dann mir itzt Pferd vnd Zügel?
Nein, mein Pegasus nimmt schon
Mich auff seine schnellen Flügel,
Eilt vnd fleugt mit mir davon,
Phoebus schawet fleißig zu,
Daß ich keinen Sand-Ritt thu.
Durch die Lufft flieh ich von hinnen
Vnd biß zu den Wolcken ein,
Sehe Städte, Thürn' vnd Zinnen,
Berg' vnd Wälder drunten seyn,
Also schweb ich ietzt empor
Vnd komm' allen euch zuvor.
[227]
Laß, mein Hengstchen, laß dich nieder
Zu den Abgesandten hin,
Nachmahls fleugst du mit mir wider
Wo dich hinträgt Wunsch vnd Sinn,
Alle die jhr habet Theil,
An der Reise, Glück vnd Heil!
Zöge, so genennt von Zügen,
Die du in das Feld gethan,
Du geübter Mann im Kriegen,
Schon von deiner Jugend an,
Seyd jhr doch gesund vnd frey,
Du vnd deine Reuterey.
Herr Kalnein, du Mann von Gaben,
Welche nicht gemeine sind,
Seh ich dich die LehnFahn' haben?
O du edles Tugend-Kind,
Deine Mannheit vnd Verstand
Reicht sie dir in deine Hand.
Oelschnitz, dein Verdienst vnd Wesen
Hat mir viel von dir gesagt,
Daß du seyst recht außerlesen
In dem allen was behagt,
Diß dein Glück vnd gute Zeit
Macht mich überauß erfrewt.
Wunder aller Lieb und Güte,
Du des Hoffes schöner Ruhm,
Höverbeck, dem das Gemüte
Schenckt sein gantzes Eigenthum,
Dieses Werck giebt deinem Fleiß,
Herr, nicht schlechten Danck vnd Preiß.
Aber der du Seel vnd Leben
In den Sachen hast geführt,
Landvogt, wer wird dich erheben,
Wer dich loben als gebührt?
Sey, O werther, hoch gegrüsst
Meiner Clio, die dich küsst.
Was du jetzund hast verrichtet,
Kömmt vns Preussen sämptlich zu,
Darumb sind wir dir verpflichtet,
Wünschen dir viel Glück vnd Rhu,
Dein Hauß sey hievor erhöht,
Weil der Erden Hauß besteht!
Dieses heisst sich recht verbinden
Seines großen Fürsten Stand'!
O was Gnade wirst du finden,
Ist er wieder hier im Land'!
Vnterdessen nimm für gut,
Was sein trewes Volck dir thut.
Such den Reis-Verdrus zu mindern,
Wenn du Heim kömmst in dein Hauß,
Laß bey deinen lieben Kindern
Alle Vater-Lieb' heraus,
Vnd erzehl in langer Rey
Was dir dort begegnet sey.
Da ist Casimir gesessen,
Seine Räth' vnd Fürsten hie,
Dieses war jhr Tranck vnd Essen,
Dieß vnd das erzehlten sie,
Also ist die Stadt gebahrt,
Hie ist, Weichsel, deine Fahrt.
Wolte Gott, dein Hertz vnd Wonne,
Welcher ich das Grab-Lied sang,
Säh jtzt noch die liebe Sonne,
O was Küsse, Lieb vnd Danck
Würdest du von jhr allein
Deiner Rhu gewärtig seyn.
Leb vns, Herr, zu langen Jahren,
Aber wirstu zehnmal hin
Zu den Vätern seyn gefahren,
So verbleibt dir der Gewinn
Dessen, was dein Vaterland,
Herr, von dir jetzt hat erkant.

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TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Schuldigste Glückwünschung. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-66A2-D