[11] [15]Matthias Heuschkell und Catharina Koltz

25. Okt. 1632.


Jezund heben Waldt vnd Feldt
Wieder an zu klagen,
Denn es wil die grimme kältt'
Alle Lust verjagen,
Boreas pfeifft, saust vnd rufft
Hin vnd wieder in der Lufft,
Fellet alle Blätter
Durch sein strenges Wetter.
O wie wol pflag mir zu sein,
Wann mich bey den Bronnen
Venus deckte vor dem schein
Vnd dem fewr der Sonnen,
Wenn ich alles Kummers loß
Lag in jhrer zarten Schoß,
Wann ich alles tichten
Pflag auff sie zu richten.
Manchen schönen Verß hat sie
Selbst mir vorgeschrieben,
Amor hat mit mir alhie
Offt die zeit vertrieben,
Er warff seinen Köcher hin
Sampt dem Bogen in das grün
Vnd saß bey mir nieder,
Hörte meine Lieder.
Ich sang, wie vor seiner List
Jedes muß erliegen,
Wie sein Reich vnd Himmel ist
Vber alles siegen,
Venus sagt', Adonis Pein
Solte mein Getichte sein,
Dem sie sich ergeben,
Eh' er kam vmbs Leben.
Ich empfieng davor von jhr
Einen Krantz von Myrten,
Hiedurch brach mein Lob herfür
Vnter allen Hirten,
Amor aber vor sein theil
Drückt in mich ein scharffes Pfeil,
Dessen ich noch schmertzen
Fühl' in meinem Hertzen.
Galathee, du Preiß vnd Ehr
Aller Schäfferinnen,
Dich must' ich je mehr vnd mehr
Damals lieb gewinnen,
Ach wie manche lange Nacht
Hab' ich schlaffloß hingebracht,
Vnd dir, O mein leben,
Mich zu dienst' ergeben.
[15]
Meiner Herde hab ich nie
Wegen dein geachtet,
Vnd nur dir mit höchster Müh'
Immer nachgetrachtet,
Ja es steht anjetzt noch kaum
In dem Wald' ein einig Baum,
Da nicht ist beschrieben,
Wie ich pflag zu lieben.
Biß sich Venus mir versprach
Hülffe zu geweren,
So genaß ich allgemach;
Meiner augen zehren
Wusch sie ab mit eigner Hand
Vnd verleschte meinen brand,
Heilte meine Wunden,
Die ich hatt' empfunden.
Sonsten war mein auffenthalt
Nirgends nicht zu finden,
Als nur durch den grünen Waldt
Bey den hohen Linden,
Ein schön Quell, ein frisches Graß
Liebet' ich ohn vnterlaß,
Da ich dan gesungen,
Daß die Bäum' erklungen.
Aber nun der Nordenwindt
Alles hin wil reissen,
Vnd mit Schnee vnd Frost beginnt
Vmb sich her zu schmeissen,
Muß in höchster Trawrigkeit
Ich verbringen meine Zeit,
Weit von solchem leben,
Das vns Wälder geben.
Doch, Atmithas, wer, wie du
Sich so wol versehen,
Vnd ergreifft die süsse Ruh,
Der lest jmmer wehen
Alles Wetter zu jhm ein,
Nichts mag jhm beschwerlich sein,
Mitten in den Winden
Kan er Ruhe finden.
Darumb muß dich jederman
Für glückseelig halten,
Wer so liebt, derselbe kan
Kaum im Tod' erkalten,
Rechte trewe Liebe macht
Hitz' aus Kälte, Tag aus Nacht,
Kehret alles Leiden
In gewünschte Frewden.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Dach, Simon. Matthias Heuschkell und Catharina Koltz. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6727-C