[Wie doch verfielst du]

[257]
Wie doch verfielst du,
Du guter Knabe,
Dem alle Mädchen
So wohlgewogen,
Der ihnen allen –
So reich an Habe,
So vorgezogen
Sie immer seien –
Das Herz entrückt,
Wie doch verfielst du
Zu deinem Schaden
Auf mich, die Arme,
Die tief zu Boden
Sich unter'm Drucke
Der Schmach, der Sorge,
Des Kummers bückt?
Du siehst ja doch,
Herzlieber Knabe,
Daß ich nicht habe,
Was Andre haben,
Daß ich nicht prange,
Wie Andre prangen,
Und Freude blitze,
Mit schönem Schmucke
Den Leib geschmückt.
[258]
Du siehst ja doch:
Es fehlt mir Alles.
Den Fuß zu bergen,
Den oft verletzten,
Gebrechen Schuhe,
Gebrechen Strümpfe;
Bis an die Kniee
Muß ich in Sümpfe,
Muß ohne Ruhe
Die Glieder regen,
Von Qual und Mühe,
Von Noth und Plage
All meine Tage
Die Brust gedrückt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. [Wie doch verfielst du]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6DD0-2