[Nicht düstre, Theosoph, so tief!]

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Nicht düstre, Theosoph, so tief!
Nicht blicke, Moralist, so scheel!
Wir möchten gerne selig sein,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Hinschmachtend in der Wüste Sand
Gleichwie die Kinder Israel,
Schrei'n wir zu Gott um Labungen,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Was kümmert uns der Tuba-Baum,
Und was der Engel Gabriel?
Wir suchen einer Schenke Thür',
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Wir lieben unsern alten Wirth
Und haben deß auch keinen Hehl;
Wir fliehen alle Heuchelei,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
[125]
Nicht Menschenblut vergießen wir
Auf wilden Hasses Wuthbefehl;
Der Rebe Blut genießen wir,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Wir öffnen unsern Busenschrein
Der Liebe köstliches Juwel
Mit vollen Händen auszustreu'n,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Wir preisen unser süßes Herz
Vierzeilig oder im Gasel;
Dem Holden ist der Dichter hold,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.
Du trage keuchend jede Last,
Dem Esel gleich und dem Kameel!
Wir schütteln unsre Bürden ab,
Und dieses ist ja wohl kein Fehl.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. Gedichte. Hafis. Hafis. [Nicht düstre, Theosoph, so tief!]. [Nicht düstre, Theosoph, so tief!]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6DFB-6