[Es dünket dir, ich wäre nichts; ich aber]

Es dünket dir, ich wäre nichts; ich aber
Ein Mann im Staat,
Ein Mann von Rang, ich bin im Reich der Liebe
Geheimer Rath.
Dann bin ich auch im Kreise der Betrunknen
Ein Veteran,
Der hier so manche Jahre schon die Wege
Des Herrn betrat.
Es ist ein Ausbund adeliger Geister
Allhier vereint;
Ein jeder ist Prophete, Sofi, Seher
Und Potentat.
Sie sitzen und studiren freudestrahlend
Im Glase Dschem's,
Und besser ist, als das der Philosophen,
Ihr Resultat.
[132]
Doch fehlet einer und mit ihm die reinste
Beseligung.
Wo bleibt Hafis? Wo lieber, als bei'm Becher
Weilt er so spat?
Verschmähet er des Weines edle Labe
Weil er entzückt
Von einer Huri-Lippe just den Nektar
Der Huld empfaht?
Doch nein, er kommt; er eilt mit raschem Fuße
Der Schenke zu;
Ein Jubelruf begrüßt den alten Meister,
So wie er naht.
Ja, wenn du sehen willst, was ich bedeute,
Komm in mein Reich,
Mein jauchzendes! Du weigerst meiner Größe
Kein Attestat. –
Mir auf die Kutte deutest du, die alte,
Die schäbige?
Du Ignorant! So prangen ächte Kaiser
Im Festornat.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Daumer, Georg Friedrich. Gedichte. Hafis. Hafis. [Es dünket dir, ich wäre nichts; ich aber]. [Es dünket dir, ich wäre nichts; ich aber]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-6FA0-F