[294] Auf das Haupt der Starken, bei den Markmännern 1

Ein blauer Himmel, wenn die Regenwolken
Nun endlich hinter Berge ziehn,
Ein ruhend Meer nach Stürmen ist in Menschenherzen
Ein jetzt erfüllter Wunsch.
O fei're du, das ganze Spiel herunter,
Den jetzt erfüllten Wunsch, mein Lied!
Ich habe Den, nach dessen Antlitz mich verlangte,
Ich habe Den gesehn!
Den Helden, welcher als das letzte Wetter
Des Krieges über Deutschland zog,
Ein unverseh'ner Blitz aus finst'ren Eisenwolken
Auf uns're Gegner fuhr,
[295]
Und schneller fast, als unsere Gedanken,
Durch Flächen, Hügel, Berg und Wald,
Und durch gedrängte Kriegerreihen fraß, und Vesten
Voll stolzer Sicherheit;
Daß alles, alles, eh der Retter umsah
Empor in Feuerwogen schlug,
Und Laudons Name, das Geprassel überstimmend,
Bis an die Meere scholl;
Den Helden, den der Kriegesarbeit Kenner,
Der Zeugen unverdächtigster,
Den selbst der hohe Brennenherrscher ohne Fehler,
Wie seinen Bruder, fand; 2
Den Helden, dessen Anblick in den Herzen
Der Eisenträger Muth empört,
So wie der Stral aus Osten in der Haine Wipfeln
Die Federkehlen weckt;
[296]
Den sah ich im Gefolge seiner Thaten
(Ein langer, liederwerther Zug,),
Im Schimmerkleide seines Ruhmes, tausend Schatten
Gefallener um ihn.
Wie gierig hing mein Aug' an ihm! Wie jauchzte
Mein Geist in seiner Gegenwart!
Denn Sineds höchste Lust ist Thäter großer Thaten,
Und Menschenwerth zu sehn.
Doch er, er sieht den Nachzug seiner Thaten,
Den Schimmer seines Ruhmes nicht,
Die tausend Schatten auf der Stahlbahn hingestreckter
Versuchten sieht er nicht.
Der Sonne gleich (sie blicket nie zurücke
Nach Luftgebiethen, die sie maß,
Sie höret den nur, der sie wandeln hieß, und höret
Den Dank der Erde nicht)
Der Sonne gleich verfolget unverwendet
Sein Aug' der Ehre steilen Pfad;
Nicht Menschenlob, die Pflicht, Theresien geschworen,
Und Joseph, hört er nur.
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Tiefdenkend schweiget er von eig'nen Thaten,
Im Kreise der Gewaltigen.
Ha, Gegner! reize den gedankenvollen Schweiger,
Und lieg' am Grunde nicht!
Er schweige! Werden Liedersöhne schweigen,
Verkennen ihren hohen Ruf?
Wie trügen sie den Eichenkranz vor ihren Stämmen,
Und sängen Helden nicht?
Sie singen, Enkel! wälzen euch hinüber
Des Waffenruhmes hellen Strom.
Dann sagt ihr Enkeln einst: Die Ahnen hatten Helden,
Und hatten Barden auch.

Fußnoten

1 Den Feldmarschall Frhr. von Laudon, damals commandirenden General in Mähren.

2 Diesen Ausspruch Friedrichs erzählte der Ruf allenthalben.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Denis, Michael. Gedichte. Gedichte. Auf das Haupt der Starken, bei den Markmännern. Auf das Haupt der Starken, bei den Markmännern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7E80-B