[187] An Friedrichs Barden 1

Menschenherrscher sind groß, wenn sie von edlerer
Lust nach Ruhme gereizt frühe den hohen Geist,
Und den mächtigen Arm ewigkeitwürdigen,
Folgerweckenden Thaten weih'n
Liedersöhne sind groß, wenn der gewaltige
Zeugnißgeber, ihr Mund, Thäter erhabener
Thaten, wenn er den Ruhm ewigkeitwürdiger
Menschenherrscher dem Tod entreißt.
Menschenherrscher wie viel, ewigkeitwürdiger,
Selt'ner Thaten wie viel raffte der Tod hinweg,
Weil kein Retter aus Nacht, weil kein gewaltiger
Mund der Lieder sie leben hieß!
Flammen sind sie vor uns deines bewunderten
Friedrichs Thaten, o Freund! Aber die Flamme sinkt
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Langsam nieder und stirbt, wenn sie kein Flügelschlag
Fernhin streifender Winde trifft.
Friedrichs Thaten, sie traf, Barde! der Flügelschlag
Deines Liedes. Hinan bis in entfernete
Menschenalter ergeußt, Wogen auf Wogen, sich
Unaufhaltsam ihr Feuerstrom.
Hub dein Herrscher den Spieß, hubst du dein Harfenspiel;
Schlug er Schlachten der Held, schlugst du die Saiten an;
Kehrt' er Sieger zurück, kehrtest du Sieger auch,
Er vom Felde, vom Liede du.
Kühn ist, Barde! dein Lied, wie der versuchteste
Krieger, feurig, wie Blitz, hoch wie der Adlerweg,
Brausend, wie die Gewalt himmlischer Wasser aus
Wolkenbrüchen herabstürzt.
Von dem Ruhme gelockt, welcher in Harfen wohnt,
Ließest deines Geschlechts laute Versammlung du,
Noch ein Jüngling, und gingst einsam entzückenden
Nachtigallen im Haine nach.
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Jeden Lispel des Quell's, welcher im Hine floß,
Jeden Seufzer des West's, oben im heiteren
Eichenwipfel, verstand, Barde! dein Herz, und schwoll
Hoch von werdenden Liedern auf.
Und ein Silbergewölk' senkte vom Monde sich
Trächtig nieder. Wer war's? Geister der ältesten
Barden deines Geschlechts, Geister der ältesten
Barden fremder Geschlechter auch.
Freundlich lehrten sie dich ihre Geheimnisse,
Jeden künstlichen Griff, welcher in Griechenland,
Und im herrschenden Rom jedes empfindenden
Hörers Seele bezauberte.
Also kamst du zurück aus der geweihten Nacht,
Trat'st in deines Geschlechts laute Versammlungen,
Sang'st. Da ward es um dich stille. Geberden nur
Staunten, Barde! dir Beifall zu.
Und nun nennet der Ruhm unter den ersten dich,
Derer siegendes Lied Thaten dem Tod entreißt.
Deine Spree, die rauscht freudig und stolz auf dich
Deinen Namen zur Ewigkeit.
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Und o rauschtest auch du, die du mich singen hörst,
Du, mein heimischer Fluß, Donau! zur Ewigkeit,
Daß in Tagen des Lied's redlich geliebt von mir
Friedrich's Barde mich liebete!

Fußnoten

1 Prof. Ramler in Berlin.

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TextGrid Repository (2012). Denis, Michael. Gedichte. Gedichte. An Friedrichs Barden. An Friedrichs Barden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7EC2-8