9.

Gott, einen Strahl aus deinen Wolken sende
Auf dieser Vorstadt schmerzenreiches Dach!
Hier ringt ein Mensch mit seinem schweren Ende,
Sei gnädig, hilf der armen Seele nach!
Zieh aus der Kinder fesselndem Gewimmer,
Zieh aus des Weibs Umschlingung ihn zu dir.
Herr, säume nicht! Er duldet ja noch immer,
Herr, schläfst du auch? O wache, Herr, mit mir!
Am niedren Fenster schleich ich sacht vorüber,
Noch glimmt der Lampe Docht, wer löscht sie aus?
Sie schimmert durch die Laden, stündlich trüber,
Und Käuzlein flattern um das Sterbehaus.
Hu! Fort von dieser schauervollen Schwelle,
Hier tut ein Andrer Wächterdienst als ich.
Dort lagert er, der schreckliche Geselle,
Und kauert lauernd vor die Türe sich.
[96]
Er malt ein Kreuz, ein weißes, an die Schalter,
Er winkt, er klopft ... O Würger, halte an!
Es ist geschehn. Hab Dank, du alter, kalter
Nachtwächtersmann, du hast dein Werk getan!

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dingelstedt, Franz von. Gedichte. Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters. Nachtwächters Stilleben. 9. [Gott, einen Strahl aus deinen Wolken sende]. 9. [Gott, einen Strahl aus deinen Wolken sende]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7EFD-4