[149] Drei neue Stücklein mit alten Weisen

(Für Deutsche Liedertafeln.)

[150] 1.

Mel. Das Volk steht auf, der Sturm bricht los.


Herr Michel und der Vogel Strauß
Sind leibliche Geschwister:
Aus diesem guckt's Kamel heraus,
Aus jenem der Philister.
Sie flögen gern und könnten's auch,
Die Schwingen sind gegeben,
Doch bleiben sie nach altem Brauch
Fein an der Erde kleben.
Der eine birgt den Kopf im Sand
Und läßt den Steiß sich blasen,
Der andre wühlt sich mit Verstand
In Bücher ein und Phrasen.
Indes hat man dem Strauß geschickt
Die Federn ausgerissen,
[151]
Indes die Fremde sich geschmückt
Mit Michels Geist und Wissen.
Sie lassen alle beide sich
Von einem Kinde leiten,
Das spornt und treibt sie ritterlich
Und lacht: Ich will Euch reiten.
Und was der Strauß für einen Wanst
Besitzt und welchen Magen!
– Nur du, mein deutscher Michel, kannst
Und mußt noch mehr vertragen!

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Dingelstedt, Franz von. 1. [Herr Michel und der Vogel Strauß]. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-7F83-E