3.

Glorreicher Tag, der mich erlösen sollte
Von all den Zweifeln, die mein Herz bedrückten,
Und neue Horizonte mir entrollte!
Gedanken, Pläne, wie sie selten glückten,
Die Sonne hat sie wieder aufgefrischt,
Als wir den blauen Bergen näher rückten,
Gefühle, rasch entstanden, rasch verwischt,
Idyllen, in des Morgens Tau entsprossen,
Hoffnung, die ewig täuscht und nie erlischt.
Vor meinen trunknen Blicken ausgegossen
Des Schöpfers Füllhorn, und auf glattem Pfade
Dem Glücke zugestürmt auf flinken Rossen –
O jener Tag! Es war zu viel der Gnade,
[81]
Ich dachte, – ja ich will auch dies gestehn: –
Daß jetzt nur kein Gewitter sich entlade!
Denn Schlimmres, schien mir, konnte nicht geschehn.
Im Gürtel trug ich Hammer und Pistolen,
Und so war alles, alles vorgesehn.
Mein Führer hatte keinen Schatz zu holen,
Ihn trieb es nicht mit fiebrischer Gewalt;
Er that nur, was sein Weib ihm anempfohlen,
Mir treu zur Seite bleibend, ruhig, kalt,
Ein sichrer Freund, ein nüchterner Geselle.
Heiß war der Weg – doch endlich hieß es: »Halt!
Sieh, Väterchen, nun sind wir gleich zur Stelle.«
Was aber sah ich? – Eine Felsenwand,
Von deren Höhe eine muntre Quelle
Herniederglitt, um wie ein Silberband
Sich durch des Thales grünen Schmuck zu schlingen.
Wir kamen bald bis an des Bächleins Rand.
Jetzt rasch hinein, um weiter vorzudringen,
Vielleicht nur wen'ge Büchsenschüsse weiter –
O Gott, es sollte, durfte nicht gelingen! –
Ich trabte lustig fort – doch mein Begleiter?
Zusammen brach sein Pferd, das oft erprobte;
Ein Fluch – und unterm Sattel lag der Reiter.
Ha, welche Wut in meinem Innern tobte!
Ich ritt zurück und rief: »Ein blinder Thor,
Wer jemals deine Reiterkünste lobte!«
Der Indianer riß sein Pferd empor
[82]
Und sprach: »Ein spitzer Kiesel lag im Bache!«
Und zog ihn aus des Tieres Huf hervor.
»Verloren, armer Freund, ist deine Sache,«
So fuhr er fort; »mein Fuß ist angeschwollen;
Ich bin gelähmt – das ist des Himmels Rache.
Hörst im Gebirge du die Donner rollen?«
Ich hörte nichts; doch unglücksel'gerweise
Half hier kein Bitten mehr und auch kein Schmollen.
Wir kehrten um; mißraten war die Reise,
Und was ich that, sie wieder anzuregen,
Vergebne Mühe! – Lüstern nach dem Preise,
Blieb ich beim Nachbar, sorgsam ihn zu pflegen.
Bald war er hergestellt und voller Güte
Wie früher, doch vom Fleck nicht zu bewegen.
Was nützt es, daß ich über Worte brüte?
Ach, meine Stellung wurde täglich schlimmer,
Ihm stack der Aberglaube im Geblüte.
Genug, mir schwand der Hoffnung letzter Schimmer,
Auch seiner Gattin Herz ward hart wie Stein:
»Die Götter wollen's nicht,« so hieß es immer;
»Verzeih' uns, Väterchen, es darf nicht sein!«

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Dranmor, (Schmid, Ludwig Ferdinand). Gedichte. Gedichte. Wanderbuch. 13. Aus Peru. 3. [Glorreicher Tag, der mich erlösen sollte]. 3. [Glorreicher Tag, der mich erlösen sollte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-82AE-6