Die Werber

»O Frühling, wie bist du helle!
Ade nun Hof und Haus!«
Und jubelnd auf den Schwellen
Mit fröhlichen Gesellen
Wandert der Dichter aus.
Doch ihre Lieder wecken
Rings leises Zischeln bald,
Kobold' aus allen Hecken
Erweisen sich mit Necken
Gar wunderbar im Wald.
Zu Roß, so schön und wüste,
Ein hohes Weib fliegt her,
Behelmt, entblößt die Brüste,
Ihr Aug weckt wild Gelüste,
Sie heißt Soldatenehr.
Ihr nach aus Felsenritzen
Schaun graue Wichte klein,
Verstreun von ihren Mützen
Dukaten rings, die blitzen
Blutrot ins Land herein.
Der Schlauste gar durchs Blaue
Als Flügelbübchen schwirrt,
Führt über Berg und Aue
Daher die schönste Fraue –
Die macht erst all' verwirrt.
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Und der Dichter in dem Toben
Steht einsam auf der Höh,
Die andern sind zerstoben,
So still nun ist's da oben,
Sein Herz tut ihm so weh.
Er hört der Quellen Gänge
Durch die Waldeinsamkeit,
Da sinnt er auf Gesänge,
Die Welt gibt volle Klänge,
Sein Herz wird ihm so weit.
Und jeden Frühling wieder
Von der schönen Jugendzeit
Singt er vom Berg hernieder,
Und Heimweh faßt die Brüder,
Die in dem Tal zerstreut.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 2. Sängerleben. Die Werber. Die Werber. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9861-3