Jugendandacht

1.

Daß des verlornen Himmels es gedächte,
Schlagen ans Herz des Frühlings linde Wellen,
Wie ew'ger Wonnen schüchternes Vermuten.
Geheimer Glanz der lauen Sommernächte,
Du grüner Wald, verführend Lied der Quellen,
Des Morgens Pracht, stillblühnde Abendgluten,
Ihr fragt: wo Schmerz und Lust so lange ruhten,
Die süß das Herz verdunkeln und es hellen?
Wie tut ihr zaubrisch auf die alten Wunden,
Daß losgebunden in das Licht sie bluten!
O sel'ge Zeit entfloßner Himmelbläue,
Der ersten Andacht solch inbrünst'ger Liebe,
Die ewig wollte knien vor der Einen!
Demütig in der Glorie des Maien
Hob sie den Schleier oft, laß offen bliebe
Der Augen Himmel, in das Land zu scheinen.
Und stand ich still, und mußt ich herzlich weinen;
In ihrem Blick gereinigt alle Triebe:
Da war nur Wonne, was ich mußte klagen,
[257]
Im Angesicht der Stillen, Ewigreinen
Kein Schmerz, als solcher Liebe Lieb ertragen!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Eichendorff, Joseph von. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1841). 6. Geistliche Gedichte. Jugendandacht. 1. [Daß des verlornen Himmels es gedächte]. 1. [Daß des verlornen Himmels es gedächte]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-9A07-C