Die feinen Ohren

(Meiner Mutter)


Du warst allein,
Ich sah durchs Schlüsselloch
Den matten Schein
Der späten Lampe noch.
Was stand ich nur und trat nicht ein?
Und brannte doch,
Und war mir doch, es müßte sein,
Daß ich noch einmal deine Stirne strich
Und zärtlich flüsterte: Wie lieb ich dich.
Die alte böse Scheu,
Dir ganz mein Herz zu zeigen,
Sie quält mich immer neu.
Nun lieg ich durch die lange Nacht
Und horche in das Schweigen,
Ob wohl ein weißes Haupt noch wacht.
Und einmal hab ich leis gelacht:
Was sorgst du noch,
Sie weiß es doch,
Sie hat gar feine Ohren,
Ihr geht von deines Herzens Schlag,
Obwohl die Lippe schweigen mag,
Auch nicht ein leiser Ton verloren.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Die feinen Ohren. Die feinen Ohren. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A5A6-2