Gesang der Muscheln

Hier auf deinem Fensterbrette
Durcheinander hingetan,
Träumen wir vom Wiegenbette,
Träumen wir vom Ozean.
Unter Algen, unter Moosen,
Tief im Wald von Silbertang,
Lebten einen sehnsuchtslosen
Tag wir, tausend Jahre lang.
Oben die kristallne Wandung,
Die uns von dem Himmel trennt,
Und im Ohr den Ruf der Brandung,
Die den Klippenwall berennt.
Dunkle Purpurrosen blühten
Aus der Finsternis umher,
Tausend Augen blitzten, glühten
Gleich Demanten rings im Meer.
Und nun liegen wir und glänzen
Hier auf deinem Fensterbrett,
Deine grellen Blumen kränzen
Unser hartes Totenbett.
Und in deinen Händen fühlen
Wir dein heißes Blut mit Scham.
Ach, als noch in ihre kühlen
Finger uns die Nixe nahm!
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Ihre Silberflossen glitten
Leise unsern Leib entlang,
Und wir zitterten und litten,
Lauschten ihrem Ferngesang.
Tauche du nur einmal nieder,
Wo das Dunkel purpurn scheint,
Schenktest uns der Welle wieder,
Die um ihre Kinder weint.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Gesang der Muscheln. Gesang der Muscheln. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A666-A