[52] Würfelspiel

Zieh mir zum Frommen ich die Summe aller Tage,
Wie vieler ward ich froh, wie viele brachten Plage?
Wie oft im Würfelspiel warf ich des wilden Lebens
Der Augen grad' genug, wie oft warf ich vergebens.
Stoß' ich den Becher fort und scheide aus dem Spiele?
Was soll der Knöcheltanz auf harter Lebensdiele?
Der Mühe wert ist nicht, was uns die Würfel bringen.
Am Ende lässt der Tod kein Körnchen ab sich dingen.
Er winkt, und du musst fort, gewinnend, wie verlierend,
Im warmen Zobelpelz, in dünnen Lumpen frierend.
Was hast du denn gehabt, um was dich abgeplagt,
Dass deines Leibes Rest die Gier der Würmer nagt?
Kann auch die Seele einst in Gottes Himmel kommen,
Hat sie vorher doch meist der Teufel schon genommen.
Er ist auf Erden Herr, weiß alles wohl zu machen,
Stellst du mit ihm dich gut, wird der Gewinn dir lachen,
Dem sanften Himmelsknecht im frommen Flügelkleide
Bist du verlierend nur die rechte Herzensweide.
So ist die Wahl dir leicht, dem Satan schwörst du zu,
Für eine Hand voll Glück giebst deine Seele du.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Falke, Gustav. Würfelspiel. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A678-2