20. An die Stolze

Und gleichwol kan ich anders nicht,
ich muß ihr gönstig sein,
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obgleich der Augen stolzes Licht
mir mißgönnt seinen Schein.
Ich will, ich soll, ich muß dich lieben,
dadurch wir beid' uns nur betrüben,
weil mein Wundsch doch nicht gilt
und du nicht hören wilt.
Wie manchen Tag, wie manche Nacht,
wie manche liebe Zeit
hab' ich mit Klagen durchgebracht,
und du verlachst mein Leid!
Da weißt, du hörst, da siehst die Schmerzen
und nimmst der keinen doch zu Herzen,
so daß ich zweifle fast,
ob du ein Herze hast.
Bist du denn harter Stein und Stahl,
die man doch zwingen kan?
Feld, Wiesen, Wälder, Berg und Tal
seh'n meinen Wehmut an.
Die Vögel seufzen, was ich klage.
Der hole Pusch ruft, was ich sage.
Du nur, du Stolze du,
hältst Ohr- und Augen zu.
Ach, denke, denke, was du tust!
Ich kan nicht anders sein.
Ich hab' an meinem Leiden Lust,
du hassest meine Pein.
Kan ich denn keine Huld' erlangen,
so laß mich die Gunst nur empfangen
und wolle doch mit mir,
daß ich stracks sterbe hier!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 5. Von Liebesgesängen. 20. An die Stolze. 20. An die Stolze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A901-0