62. Über Chrysoglossen

Es sei! Ich habe Trost von ihrer Gunst gehabt,
der süßen Lieblichkeit mit halber Lust genoßen;
wer aber denkt auch das, was drunter war verschloßen;
wie bald ihr, Schmerzen, doch die Freuden untergrabt,
und wie ihr, wenn ihr kompt, so langsam wieder trabt?
Wer mißt die Tränen auch, die ich um sie vergoßen,
die zweien Strömen gleich von beiden Augen floßen,
wie manchen Herzensstoß, ihr Seufzer, ihr mir gabt?
Itzt seh' ich, daß es sind Kupidos alte Possen.
Der Pfeile hat er viel von anfangs her verschoßen,
die er ihm schneidet selbst, selbst fiedert, selbsten schabt.
Er gehe nun auch hin und sage Chrysoglossen,
was mich vor so erfreut, macht itzt mich so verdroßen,
sie kränket mich so sehr, als sehr sie mich gelabt.

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. 62. Über Chrysoglossen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A973-1