28. An Miranden

Wer muß, Miranda, sich nicht wundern über dir?
An Schönheit bist du mehr als menschlich anzuschauen,
so tugendhaft, so keusch, daß dich auch selbst die Frauen
mit Lust gewinnen lieb und seufzen für Begier
mit dir bekant zu sein. Ich lobe deine Zier,
die nichts Gemeines hat. Will dir denn Niemand trauen,
will kein Geselle denn auf deine Treue bauen?
Das wundert mir noch mehr, das kömmt mir seltsam für.
Mich dünkt, ich gläub' es nicht, daß du nicht Freiers gnung
gehabt hast und hast noch. Sie stehen auf den Sprung
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und treten immer ab, weil immer Ander kommen.
Wer aber hat denn Schuld, sie oder Jungfrau du?
Immittelst nimt dein Glanz nur ab, dein Alter zu.
Du wirst zu viel geliebt, zu wenig doch genommen.

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Sonnette. 4. Liebesgedichte. 28. An Miranden. 28. An Miranden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A992-C