12. Nach Herrn Opitzens seinem Versterben

1638 Juni.


Um Werthern hats Gefahr, von Hübnern lebt sein Tod;
von mehren weiß ich nit. Der Meister teutscher Lieder,
das Wunder unsrer Zeit, legt seine Harfe nieder,
diß war sein letzter Ton. Nun, Welt, bewahr dich Gott.
Sie stehn bestürzt, erstarrt, verstummt, itzt blaß, itzt rot,
die deutschen Klarien um ihre schönsten Brüder.
Kömmt ein Olivenzweig aus Persien nicht wieder,
so steht ihr Lorberwald in seiner letzten Not.
Regt kein Geist denn sich mehr? Und ist uns andern Allen
in diesen Mut und Lust und Hoffnung ganz gefallen?
Wen aber klag' ich an? Verzeih mir dieses doch,
daß mein Gedächtnüß stutzt; es sind fünf ganzer Jahre,
daß ich, o Vaterland, fast nichts von dir erfahre.
Ist Buchner nur nicht tot, so lebet Opitz noch.

License
Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).
Link to license

Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. 12. Nach Herrn Opitzens seinem Versterben. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-A9F0-5