21. An die Holsteinischen Herren Abgesandten

1633 October 14.


Nunmehr bricht die Zeit heran,
daß du, Christ, dich einst solst rächen
und dem seine Kräfte brechen,
der dir alles Leid tut an,
der so oft dein Blut gelecket
und mit bloßem Namen schrecket.
Der versöhnte Himmel weist,
wie er wieder wolle segnen,
läßt uns seine Gunst begegnen,
wo uns noch sein Eifer schmeißt.
Was uns itzt noch denkt zu dämpfen,
soll vor unser Leben kämpfen.
Diese Zwei, diß treue Paar,
das die höchsten Häupter lieben
und an ein solch Werk verschrieben,
dem gleich keines wird noch war,
dieses Paar hat Gott versehn
zu dem, was soll bald geschehn.
Das Verhängnüß ist bedacht
dieses lange Kriegeswetter,
das der frommen Rauten Blätter
kaum nicht ganz hat umgebracht,
über ein solch Kraut zu treiben,
das ihm ewig denkt zu bleiben.
Gnug, ihr Brüder, werdet Freund'!
Dortnaus, dort, wo Phöbus zäumet,
wenn uns hier noch süße träumet,
dortnaus, dort ist unser Feind.
Künftig laßt uns wieder holen,
was der Dieb uns abgestolen!
Was ernährn wir unsern Tod?
Laßt uns ihm den Vorteil nehmen
und die starken Nerven lähmen!
Her die Rüstung, Kraut und Lot!
Wachet, wie Soldaten ziemet!
Zeit und Ort wird itzt beniemet.
[358]
Deucht michs oder seh' ichs schon,
wie die lauten Feld-Posaunen
und die donnernden Kartaunen
untermengen ihren Ton,
daß des Bosphors seine Wellen
furchtbar sich als Steine stellen?
Der entfärbte Hellespont
schlingt in sich die blassen Heiden.
Fahnen, Spieße, Schwert und Scheiden
führt der bebende Propont.
Sions Wurzeln, Jebus Spitzen
werden zitternd für uns schwitzen.
Unsre Donow fleußt uns vor,
leitet mit erfreuten Wellen
unsre dapfern Bundsgesellen
bis fast vor des Hundes Tor.
Bizanz, du solst unser heißen,
eh' daß du dich denkst zu schmeißen!
Landsman, Deutscher, tu alsdan,
was du bist an dir gewohnet!
Es gilt hier nicht, daß man schonet.
Itzund hast du deinen Man!
Vor und itzt noch schlägst du, Blinder,
auf dich selbst und deine Kinder.
Diß Schwert, das du itzuod schon
hast auf deinen Freund gezücket,
soll dem, der sich kaum drauf schicket,
geben seinen wahren Lohn.
Das auf dich gegoßne Stücke
soll ihm brechen sein Genicke.
Tut indessen, was ihr tut,
o ihr zwei getreuen Wächter,
bähnt den Weg vor unsre Fechter!
Diß fängt an kein feiges Blut.
Was ihr großen Leute dichtet,
ist, als wär' es schon verrichtet.
Was ist eurem Ruhme gleich?
Ihr seid unbesorgt, das Leben
[359]
in fast nahen Tod zu geben
für das heilge Christenreich.
Dieses Lob kan nicht verderben
und läßt ewig euch nicht sterben.
Äol und Neptun stehn hier,
schwören mit gebotnen Händen,
daß sie Alles wollen wenden,
was sich euch will schützen für.
Belt und Bachu sind verbunden,
euch zu liefern alle Stunden.
Das bewohnt' und öde Land
will euch allen Vorschub schaffen.
Ganz kein Tarter soll die Waffen
nehmen wider euch zur Hand.
Euch hat Gott, der vor euch wachet,
auch das Wilde zahm gemachet.
Die gemeine Christenheit
läßt nicht ab für euch zu bitten.
Euch folgt nach auf allen Schritten,
was ihr wollt und sie erfreut.
Es wird euch auf allen Seiten
manch beseufzter Wundsch begleiten.
Zieht, zieht hin, ihr Frommen, ihr!
Gott und Fürsten, die euch schicken,
lassen Alles wol gelücken!
Und stellt euch diß stetig für:
Was der Himmel heißt vollbringen,
wird und soll und muß gelingen!

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 4. Von Glückwünschungen. 21. An die Holsteinischen Herren Abgesandten. 21. An die Holsteinischen Herren Abgesandten. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AA66-8