5. Des Amyntas Charitille

Muß Amyntas das nun hören,
Charitille, deinen Tod?
Und hat kein Gott können wehren
dieser dein- und unsrer Not?
Ach, Verhängnüß, was du bist!
Was reizt dich zu solcher List?
Amaryllis und Florelle,
tönet diese Seufzer an,
die ich ihr zur letzte stelle,
weil ich selbst nicht da sein kan,
und auch, o Chrysille, du,
gieb dein Beileid auch darzu!
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Ich, wie weit ich von euch stehe,
bin doch euren Schmerzen nah.
Wo ich sitze, wo ich gehe,
da ist stets diß Herzleid da.
Wo ich bin und werde sein,
da will ich mit stimmen ein.
Ach! Die Schönste von den Schönen,
Charitille, Zier der Zeit,
was gebiert sie uns für Sehnen?
Was ist übrig mehr als Leid?
Die so lieblich singen kunt',
hat verschlossen ihren Mund.
Solte sie denn uns nicht tauren,
sie, der schönen Wälder Geist?
Alle Felder sehn wir trauren,
der Gepüsche Pracht verschleißt,
das verlebte Jahr wird alt:
sie, sein Feuer, die ist kalt.
Ists nicht so, du Gott der Schafe?
Früh' hab' ich dirs gleich erzählt,
daß ich sie sah' in dem Schlafe
und den Man, den sie erwählt.
Und wir Andern, wie wir sein,
stimmten ihr ein Brautlied ein.
O ihr ganz verlognen Träume,
ist euch unser Leid denn Lust?
Euch auch, ihr bewegten Bäume,
soll diß Übel sein bewußt.
Schreit mir nach, ihr Täler ihr:
Sie ist weg, der Menschen Zier!
Ihr, ihr übrigen drei Lieben,
weint! doch weinet, wie ihr solt!
Sie bleibt, ist sie einmal blieben.
Folgt, seid ihr Amynten hold,
daß er an der Münde Stat
nicht an euch rot' Augen hat!
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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. Gedichte. Deutsche Gedichte. Oden. 5. Von Liebesgesängen. 5. Des Amyntas Charitille. 5. Des Amyntas Charitille. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AC54-F