86. An Anemonen

Ich meint', ich hätte dir mein ganzes Herz entdeckt,
mein Lassen und mein Tun, mein Wollen und Beginnen,
so daß ich mich mir selbst nicht besser öffnen können.
Ich war nun nicht in mir; ich war in dich versteckt.
Was hat denn diesen Haß so bald auf mich erweckt,
daß du mir itzund auch ein Auge nicht wilst gönnen?
Besinne dich doch, Lieb, wo du was kanst besinnen,
wie hoch mich dieses schmerzt, wie sehr mich diß erschreckt.
Gedenke doch an dich, wilst du an mich nicht denken.
Sei mir Feind und nicht dir, dieweil es Zeit ist noch.
Wilst du mich richten hin, so schone deiner doch,
als die um meinen Tod zu Tode sich wird kränken.
Nim einmal dieses dir für allemal gesagt:
du bist die einige, die ewig mir behagt!

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Fleming, Paul. 86. An Anemonen. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AD37-9