Der Tod des letzten Grafen von Ruppin

1524


(Nach dem Alt-Märkischen)


Der edle Herr Wichmann zog jagen aus,
Eine »falsche Frau« ließ er zu Haus
Mit ihren vergüldeten Ringen.
»Ach Karsten, mir ist im Herzen so weh,
Laß uns heimziehn, daß ich die Mutter seh',
Ich mag nicht länger reiten.«
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Sie machten ihm eine Stube heiß,
Darinnen ein Bett, so weich und weiß,
Drin sollte der Herre ruhen.
Sie schenkten ihm Met und italischen Wein,
Das nahm dem Herrn das Leben sein,
Dem edlen Herrn Wichmanne.
»Großmutter und liebe Schwester mein;
Steckt in meinen Mund ein Tüchelein
Und kühlet meine Zunge.
Daß ich nun von euch scheiden soll, –
Ach, der bittre Tod, der will es wohl!
Und möchte so gern noch leben.«
Einen schwarzen Wagen, drin legten sie ihn,
Sie führten zu Nacht ihn nach Neuen-Ruppin,
Sie begruben ihn in das Kloster.
Sie schossen ihm nach sein' Helm und Schild,
Sie hingen auf sein Wappenbild
Am Pfeiler im hohen Chore.
Die alte Gräfin murmelte still:
»Nun muß ich wollen, was ich nicht will,
Und leben – ich, die Letzte

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Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Fontane, Theodor. Gedichte. Gedichte (Ausgabe 1898). Bilder und Balladen. Deutsches. Märkisch-Preußisches. Der Tod des letzten Grafen von Ruppin. Der Tod des letzten Grafen von Ruppin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-AF71-4