2.

Nach schwerer Irrfahrt langen, bangen Stunden,
Nun endlich hat die Schwalb' ihr Nest gefunden.
Sie baut im Vorhof an des Herrn Altären,
Das ist die Statt, da trocknen alle Zähren.
Da säuseln in den Palmen Heimatlüfte,
Da blühn die Lilien, Frieden ihr Gedüfte.
Da springt wie Silber klar der Born der Gnaden,
Die Seele trinkt, und sie genest vom Schaden.
Die blutrot war von Sinnenlust und Grolle,
Wird rein wie Schnee und junger Lämmer Wolle.
Wo ist ihr Leid nun? Wie ein Traum zerronnen.
Wo bleibt ihr Seufzer? Er verging in Wonnen.
Ein Tag der Rast in diesen Säulenhallen
Ist mehr, denn draußen tausend Jahre wallen.
[94]
Und besser ist's, hier an den Schwellen wohnen,
Als in der Welt ob allen Reichen thronen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Neue Gedichte. Vermischte Gedichte. Zweites Buch. München. Zwei Psalmen. 2. [Nach schwerer Irrfahrt langen, bangen Stunden]. 2. [Nach schwerer Irrfahrt langen, bangen Stunden]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-B861-1