Klage

1850.


Das treibt das Blut mir heiß ins Angesicht,
Daß, wo ich schweifen mag im fremden Lande,
Ich hören muß des deutschen Namens Schande
Und darf nicht sagen, daß man Lüge spricht,
Ob mir vor Gram und Scham das Herz darob zerbricht.
Denn ach, der Mund, einst aller Treue Hort,
Der deutsche Mund, des Spruch gleich teuren Eiden,
Von Zucht und Wahrheit lernt' er sich zu scheiden;
Zerbrechlich worden ist wie Glas sein Wort,
Und seine Schwüre taun wie Schnee um Ostern fort.
Und du, o deutsches Schwert, das scharf gefegt
Durch hundert Schlachten kühn sich Bahn gebrochen,
Was zagst du, in der Scheide nun verkrochen,
Als wärst du Schilf, das keine Wunden schlägt,
Sobald nur Moskaus Zar die Stirn in Runzeln legt!
Ach, da's um Treu' und Mut bei uns geschehn,
Da neigt' ihr Haupt und starb die deutsche Ehre –
Fragt nach bei Schleswig zwischen Meer und Meere!
Dort liegt sie eingescharrt; die Winde gehn
Mit Pfeifen drüber hin. Wann wird sie auferstehn!

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TextGrid Repository (2012). Geibel, Emanuel. Gedichte. Heroldsrufe. Von 1849 bis 1866. Klage. Klage. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-BB84-A