Der Schwätzer

Die größte Plage kluger Ohren,
Ein Ausbund von beredten Toren,
Ein unentfliehlich Ungemach,
Ein Schwätzer, der zu allen Zeiten
Mit rednerischem O! und Ach!
Von den geringsten Kleinigkeiten,
Von Zeitungsangelegenheiten
Und, was noch schlimmer war, meist von sich selber sprach;
Und, daß es ihm ja nicht am Stoffe fehlte,
Was er vorher erzählt, gleich noch einmal erzählte;
Ein so beredter Herr sah einen wackern Mann,
Der denkend schwieg, verächtlich an.
»Der Herr«, zischt er dem Nachbar in die Ohren,
»Hat wohl das Reden gar verschworen;
Ich wett', er ist ein Narr und weiß nicht, was er will.« –
»Das dächt' ich nicht«, zischt er ihm wieder in die Ohren,
»Ein Narr, mein Herr, schweigt niemals still.«

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Citation Suggestion for this Edition
TextGrid Repository (2012). Gellert, Christian Fürchtegott. Der Schwätzer. Digitale Bibliothek. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-C2E5-E