[8] Kuckuck!

Ein König ging im Monat Mai
An einem grünen Wald vorbei,
Kuckuck!
Mit finstrem Aug' und finstrem Sinn,
So brütete er vor sich hin.
Kuckuck! Kuckuck!
Das Blühen all, ihm blüht es nicht,
Der Winter steht ihm im Gesicht;
Kuckuck!
»So viele Köpf' beherrsche ich,
Kein Herz in Liebe schlägt für mich!«
Kuckuck! Kuckuck!
[9]
»Da hör' ich ja den Kuckuck schrein;
Das soll ein weiser Vogel sein.«
Kuckuck!
»Du weiser Vogel sag' mir doch,
Wie lange Jahre herrsch' ich noch?«
Kuckuck! Kuckuck!
Der Vogel hüpft auf grünem Zweig
Und ruft durch's freie Frühlingsreich:
Kuckuck!
Der finstre König wird versöhnt,
Weil's fort und immer wieder tönt:
Kuckuck! Kuckuck!
Drauf kam ein gnädiger Erlaß
Vom Staatsminister auf die Gaß!
Kuckuck!
Das Volk sei aller Sorge bar:
Der König herrscht noch dreißig Jahr!
Kuckuck! Kuckuck!
[10]
Der Kuckuck hätt' es ihm vertraut;
Es sei im ganzen Reiche laut;
Kuckuck!
Der Vogel sei auch schon gefang'n,
Und ihm ein Orden umgehang'n.
Kuckuck! Kuckuck!
So oft nun Seine Majestät
In Zorn und Wuth auf's Volk geräth –
Kuckuck!
Hört man im ganzen Lande flehn:
O möcht' er doch zum Kuckuck gehn!
Kuckuck! Kuckuck!

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TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Gedichte. Verbotene Lieder. Kuckuck!. Kuckuck!. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D693-0