[29] Halbes Träumen

Schon ist Mitternacht vorüber.
Draußen flötet Philomele;
Wünsche, Hoffnungen, Gedanken
Ziehen wirr durch meine Seele.
Wogend Herz, gib dich zur Ruhe,
Laß' die Sehnsucht endlich hafen!
Laß' den Steuermann, den Denker,
Laß' den müden Sänger schlafen!
Aber immer wilder wogt es,
Höher schlägt es seine Wellen;
Ach, am stumpfen, starren Felsen
Wird mein leichtes Schiff zerschellen!
[30]
Rettung! Rettung! Weh, verloren!
Weh, der große Mast, er bricht!
Mit dem Schiffe geh' ich unter,
Hilfst du, Gott im Himmel, nicht!
Und umher greif' ich verzweifelnd,
Und ergreife das Register
Von den neuen Ordensrittern,
Unterzeichnet vom Minister.
Fort sind plötzlich die Gedanken;
Still und ruhig ist's im Herzen,
Endlich, endlich kann ich schlafen!
Und so lösch' ich denn die Kerzen.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2012). Glaßbrenner, Adolf. Gedichte. Verbotene Lieder. Halbes Träumen. Halbes Träumen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-D6F2-B